Der Helfer der Gestrandeten

Manfred Willner ist ein Mann, der da ist, wenn es für andere nicht weitergeht. Und in der großen Streikwoche der Lokführergewerkschaft GDL hat der Mann von der ökumenischen Bahnhofsmission in Lübeck besonders viel zu tun: „Bei uns bekommen gestrandete Reisende eine Tasse Kaffee, ein paar Kekse und ein Gespräch“, sagt Willner. Für viele sei das eine große Erleichterung, wenn sie über Probleme und den Streik sprechen könnten.

Doch nicht immer geht es in der Bahnhofsmission um die nächste Abfahrt. Morgens um kurz nach acht, wenn der erste Kaffee gekocht ist und die Mission die Türen öffnet, und Obdachlose und arme Menschen vorbeikommen, beschäftigt sich der 67-Jährige mit essenziellen Problemen: „Viele wollen wissen, wie sie zum kostenlosen Gesundheitsmobil kommen oder wo sie übernachten können.“

Seit vier Jahren kümmert sich der pensionierte Grafikdesigner um die Sorgen und Nöte rund um den Lübecker Hauptbahnhof. Auf Menschen zuzugehen und dabei sicher aufzutreten, musste er erst erlernen. Die Arbeitserfahrung im sozialen Bereich fehlte ihm. Zu erkennen, wer wirklich Hilfe benötigt, ist für ihn zunächst eine Herausforderung gewesen. Heute geht er den einfachsten Weg und spricht die Leute einfach an – auch auf die Gefahr hin, eine Abfuhr erteilt zu bekommen. „Man lernt recht bald damit umzugehen“, sagt er.

Wenn seine Hilfe angenommen wird, freut sich der Mann von der Bahnhofsmission umso mehr: Das Schöne an seiner Tätigkeit sei, dass man helfen könnte und dabei auf so viel Dankbarkeit stößt. Mittlerweile kennt Willner, der zweimal die Woche am Lübecker Hauptbahnhof nach dem Rechten schaut, hier jeden Winkel und weiß genau, worauf er bei seinen Rundgängen achten muss. Da sind etwa die Treppen runter zum Bahnsteig. Wenn hier mal wieder jemand ins Stolpern kommt, ist Willner zur Stelle.  SOL