Übergriffige Spionin

POLIZEI-AFFÄRE

Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss zum Einsatz der verdeckten Ermittlerin Iris P. in der Hamburger linken Szene wird immer wahrscheinlicher. Die Staatsschützerin war in den Jahren 2001 bis 2006 unter anderem beim Radiosender „Freies Sender Kombinat“ (FSK) eingeschleust worden. In einer schriftlichen Aufarbeitung unter derm Titel „Ausgeforscht“ hat die Redaktion des queeren FSK-Magazins „Re(h)v(v)o(l)lte radio“ nun der Hamburger Innenbehörde widersprochen: Die hatte im Innenausschuss der Bürgerschaft erklärt, die unter den Namen „Iris Schneider“ tätige Beamtin habe beim FSK nur mit „ausdrücklicher Zurückhaltung“ agiert.

Iris P. sei „nicht nur als Moderatorin, sondern auch als Produzentin, Interviewerin und Interviewte im FSK tätig“ gewesen, heißt es. Sie habe sogar den Namen der 2004 ins Leben gerufenen Sendung mitgeprägt. So lautete der Arbeitstitel zunächst „Steht ein Reh im Wald“. Iris P. sei das zu „naturnah und albern“ gewesen, berichtet das Team. „Ihrer Meinung nach sollte der Name unserer Sendung ‚politischer‘ sein und ‚nach vorne gehen‘“. Sie habe „Rehvolte Radio“ als Namen vorgeschlagen.

„Iris hat die Themen von Sendungen mitbestimmt und sich an der Vorbereitung von Interviews und Beiträgen beteiligt“, schreibt nun die Redaktion. Iris P. habe das Vertrauen, das den linken Radiomacherinnen entgegengebracht worden sei, ausgenutzt, um sich den Zugang zu weiteren Gruppen und Personen aus dem queer-feministischen Spektrum zu erschließen. Das private Miteinander spiele in linken Zusammenhängen eine große Rolle, erklärt die „Re(h)v(v)o(l)lte“-Redaktion – daher könne bei P. von „Zurückhaltung“ keine Rede sein.  KVA

„Ausgespäht“ im Internet: rehvvollte.blogsport.eu