Die tödlichen Gefechte passen der Regierung ins Konzept

MAZEDONIEN Bei Kämpfen an der Grenze zum Kosovo werden fast zwei Dutzend Menschen getötet

VON ERICH RATHFELDER

SPLIT taz | Die Gefechte in der Grenzstadt Kumanovo im Norden Mazedoniens sind am Sonntag fortgesetzt worden. Nach Angaben des mazedonischen Innenministeriums brachen die Kämpfe zwischen der Polizei und Mitgliedern einer „Terroristengruppe“ aus, die aus dem Kosovo eingesickert sei. Bei dem Schusswechsel waren am Samstag fünf Polizisten sowie fünf Angreifer getötet und mehr als 30 weitere verletzt worden, berichteten mazedonische Medien.

Die vonseiten der mazedonischen Opposition in die Kritik geratene Innenministerin Gordana Jankulovska erklärte, mehr als 20 Mitglieder der bewaffneten Gruppe hätten sich bis Samstagabend ergeben, doch andere würden den Kampf fortsetzen. Am Sonntag wurden nochmals sechs Polizisten und acht Aufständische getötet. Die Polizei ging am Samstag mit einer Razzia gegen eine „bewaffnete Gruppe“ vor, die verdächtigt wurde, einen „Terroranschlag“ zu planen. Laut der Polizei war die Gruppe schwer bewaffnet und hatte in Kumanovo Unterstützer.

Demnach entwickelte sich das Feuergefecht in einem mehrheitlich albanischen Viertel der Stadt. Gepanzerte Polizeifahrzeuge gingen in der ganzen Stadt in Stellung, während Helikopter die Stadt überflogen, berichteten Journalisten. 40 Männer in Uniformen der aufgelösten Befreiungsarmee des Kosovo (UCK) hatten schon am 20. April einen Polizeiwachturm angegriffen. Die Polizei behauptete, die Gruppe sei wahrscheinlich aus dem Kosovo gekommen und habe die Kontrolle in dem Dorf Gosince rund 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt Skopje übernommen. In Skopje vermuten Oppositionelle, die Schießereien in Kumanovo seien von der Regierung gesteuert, um die Oppositionsbewegung zu diskreditieren. Am Freitag noch haben Tausende für den Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Nikola Gruevski demonstriert. Die Oppositionsbewegung unter Führung der Sozialdemokraten will die Regierung, der sie Wahlbetrug in großem Stil vorwirft, zum Rücktritt zwingen. Tonbandmitschnittte zwischen Gruevski und seinen engsten Mitarbeitern scheinen zu beweisen, dass die Regierung Justiz und Medien manipuliert hat. Für den 17. Mai ist der große Aktionstag der Opposition geplant.