Schienen frei, Kitas zu

AUSSTAND Die Lokführer arbeiten wieder: S-Bahn- und Regionalverkehr läuft wieder normal. Dafür streiken in Brandenburg ab heute Kita-Erzieherinnen

■ Das Land Berlin ist nur sehr dezent vom Streik der Kita-Erzieherinnen betroffen. Lediglich die rund 100 Beschäftigten an den landeseigenen Kindertagesstätten des Studentenwerks sind dazu aufgerufen. Grund für den Berliner Sonderweg: Während Beschäftigte an kommunalen Eigenbetrieben meist nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) entlohnt werden, bezahlt Berlin seine Erzieherinnen nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). (taz)

Endlich rollen sie wieder, die Fernzüge, Regionalbahnen und S-Bahnen. Nach sechs Tagen Ausstand haben die Lokführer der Deutschen Bahn auch in Berlin und Brandenburg ihren bislang längsten Streik beendet. Am Sonntag galt noch ein Ersatzplan, nach Angaben der Bahn dauerte es, bis alle Züge an ihre Einsatzorte gebracht und auch alle S-Bahnen wieder in normalem Takt einsatzbereit waren.

„Wir gehen davon aus, dass ab Montagmorgen wieder Normalbetrieb herrscht“, sagte ein Bahnsprecher der taz. Nur im Fernverkehr werde es auch am Montag noch Einschränkungen geben.

Der Berliner S-Bahn-Chef Peter Buchner zog am Wochenende eine erste Streikbilanz. „Tagsüber konnten wir rund 35 Prozent des regulären Fahrtenangebots realisieren“, sagte er laut einer Mitteilung. Die meisten Züge seien im 20-Minuten-Takt gefahren. Im Vergleich zum vorigen Streik hätten deutlich mehr Menschen die fahrenden Züge genutzt.

In Brandenburg hat die Gewerkschaft Verdi den Streik nach zwei Wochen für neue Tarifverhandlungen ausgesetzt. Gespräche mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) hätten am Freitag eine kompromissfähige Basis ergeben. Auch der KAV-Verhandlungsführer Klaus Klapproth zeigte sich zuversichtlich. „Wir haben einen Lösungskorridor gefunden, der eine Einigung möglich macht“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Bis zum Beginn der neuen Tarifverhandlungen am Dienstag wollten sich beide Seiten nicht mehr äußern. „Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir in der Nacht zu Mittwoch eine Einigung erreichen und nicht in die Schlichtung müssen“, sagte Klapproth. Sollte es eine Einigung geben, müssten die Gewerkschaftsmitglieder per Urabstimmung entscheiden, ob der Streik endgültig beendet wird.

Die Beschäftigten von 16 Brandenburger Nahverkehrsbetrieben waren vor zwei Wochen in einen unbefristeten Streik getreten. Verdi fordert für die Bus- und Straßenbahnfahrer eine Lohnerhöhung von 120 Euro monatlich brutto. Die Arbeitgeber boten zuletzt ein Plus von jeweils 45 Euro in zwei Schritten sowie eine Einmalzahlung von 180 Euro an. Hauptstreitpunkt ist eine von Verdi geforderte Zusatzleistung für Gewerkschaftsmitglieder.

Von dem Ausstand besonders betroffen waren die Schüler auf dem Land, weil auch die Schulbusse nicht fuhren. Eltern und Lehrer übernahmen Fahrdienste – in der vergangenen Woche liefen Abiturprüfungen und die Abschlussprüfungen der zehnten Klassen.

Allerdings droht in Brandenburg ab Montag schon wieder ein neuer Streik, der diesmal Tausende Kita-Kinder und ihre Eltern trifft. Dann treten die Erzieherinnen in vielen kommunalen Kitas im Kampf um eine spürbare Anhebung ihrer Gehälter in den Ausstand. Das Drohpotenzial ist erheblich: In Brandenburg gibt es rund 900 kommunale Kindertagesstätten. (dpa, taz)