Am Grund des Swimmingpools

QUEERES KINO Das 3. Transgender Film Festival bringt noch bis Samstag Dokumentar-, Kurz- und Spielfilme auf die Leinwand des Kieler Traum-Kinos

Ein kleiner Junge läuft – an der Decke seines Zimmers. Wie selbstverständlich sieht er sich die Dinge von oben an, spielt mit einer Puppe und färbt sich mit einer Erdbeere die Lippen rot. Dann stürmen seine Eltern ins Zimmer, sehen sie ihn entsetzt an und ziehen ihn zu sich herunter. Die Idylle ist zerstört, und für den Rest des Films sehen wir ihn als junge Frau, die mit sich und der Welt hadert.

Eine schöne bildnerische Verdichtung der Situation von Transsexuellen hat der Hamburger Aaron Krause da gefunden. Sein elegisches Musikvideo zu Tocotronics „Warte auf mich auf dem Grund des Swimmingpools“ ist am Freitag im Rahmen des 3. Transgender Film Festivals in Kiel zu sehen. Dort werden wieder „neue Filme zum Thema Crossdressing und Transsexualität“ präsentiert. Dazu gehören inzwischen auch Mainstream-Produktionen wie François Ozons Melodram „Eine neue Freundin“, das am heutigen Donnerstagabend als Eröffnungsfilm läuft.

Mal schrill, mal nicht

„Eine Achterbahn der Emotionen in die Welt von Drag“ verspricht dagegen die Dokumentation „South Beach on Heels“ von Dmitry Zhitov, und das gibt eine Ahnung von dem Stil, in dem hier die „schrillen Drag Queens von Florida“ vorgestellt werden. Einen ruhigeren Grundton hat da schon die Dokumentation „In the Turn“ der amerikanischen Filmemacherin Erica Tremblay. Ihre Protagonistin ist ein 10-jähriges transsexuelles Mädchen, das im ländlichen Kanada gegen Vorurteile und Diskriminierung kämpft. Akzeptiert wird sie schließlich in einem Rollschuhverein für queere Mädchen und Frauen.

Im australischen Spielfilm „52 Tuesdays“ lernt eine junge Frau damit umzugehen, dass ihre Mutter sich im Laufe von 52 Wochen in einen Mann zu verwandeln versucht. Das romantische Drama „Something must break“ von Ester Martin Bergsmark aus Norwegen erzählt von den Versuchen des transsexuellen Sebastian, in einer Beziehung mit einem heterosexuellen Mann zu leben.

Über den in Niedersachsen und Thailand gedrehten „Patong Girl“ von Susanna Salonen berichtete die taz.nord im Dezember 2014. Die Pointe, die in jenem Text sorgsam nicht verraten wurde, wird jetzt schon dadurch offenbart, dass der Film auf diesem Festival läuft.

Thomas Wallner stellt in seiner Doku „Gardenia“ eine Gruppe von älteren Travestie-Künstlern vor, die noch einmal gemeinsam eine Bühnenshow zusammenstellen und zwei Jahre lang auf eine Welttournee gehen. „Der Spalt“ von Kim Schicklang spielt in einem Land, in dem die sexuelle Norm Staatsdoktrin ist. Die transsexuelle Heldin wird in in einem absurden Verfahren für „nicht-existent“ erklärt.

Zum Abschluss des Festivals gibt es dann wieder den vielleicht schrillsten Cross-dressing-Film aller Zeiten: „The Rocky Horror Picture Show“.  HIP

28. bis 30. Mai, Traum-Kino, Kiel www.traumgmbh-kiel.de/transgender-film-festival