Das Geld im Spiel

ERSTE BILANZ Auf einen verdienten Sieger im Stadion hofft man. Was aber wird in Berlin am Finale verdient?

Der Jubel war groß, als die Vergabe des Champions-League-Finales 2015 nach Berlin feststand. Der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit freute sich im Sommer vor zwei Jahren, bewertete die Ausrichtung als ein „starkes Signal für die Sportmetropole Berlin.“ Auch wenn damals schon klar war, dass nicht das Team von Hertha BSC Berlin am Samstag im Olympiastadion auflaufen würde. Jetzt ist es überhaupt ein Endspiel ohne deutschen Vertreter geworden, mit dem FC Barcelona und Juventus Turin kommen die Finalisten aus zwei Ländern. Was sich auch rechnen soll.

Das Finale gibt zu Hoffnungen Anlass: Der Stadt winken Millionengewinne durch Touristen, der Imagegewinn ist finanziell ohnehin nicht zu greifen. Die ganze Welt schaut zum Finale des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs auf die deutsche Hauptstadt. So weit die Hoffnungen der Stadt und Tourismusbranche. Doch wie berechtigt sind diese wirklich?

Zumindest darf die Stadt nicht damit rechnen, an den großen Werbeumsätzen der Uefa beteiligt zu werden. Für die Austragung seien keine Einnahmen erwartet, teilt ein Sprecher der Innenverwaltung des Berliner Senats auf Anfrage mit, „da Berlin selbst nicht der Veranstalter ist“. Für das Mitte Mai im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ausgetragene Champions-League-Finale der Frauen zahlt die Uefa der Stadt 100.000 Euro für angefallene Nebenkosten – vorab allerdings sorgte die Stadt mit 2,1 Millionen Euro dafür, dass das Stadion mitsamt Park hergerichtet wurde.

Für das Männerfinale zahlt die Uefa ebenfalls Miete. Diese geht aber an die Betreibergesellschaft des Stadions. Das Land Berlin selbst zahlt insgesamt 3,1 Millionen Euro für die Austragung. Der größte Anteil davon, 1,75 Millionen Euro, fällt für Maßnahmen im Olympiapark an. Aber auch für die das Finale begleitenden Feierlichkeiten wie etwa ein Bankett sind Gelder eingeplant: 1,1 Millionen Euro lässt sich die Stadt die Festgestaltung kosten.

Ebenso sorgte die Stadt dafür, dass die Kapazität des Flughafens Schönefeld für die anreisenden Fans erweitert wird. Sie kam zudem dem Wunsch der Uefa nach, die beiden Fanlager am Flughafen zu trennen. Und damit die Fans nach dem Spiel auch wieder schnell aus Berlin wegkommen, wird für das Finale das Nachtflugverbot temporär aufgehoben. Heißt: eine etwas lautere Nacht zum Sonntag für Schönefeld-Anwohner, weil von Schönefeld rund 100 Maschinen Richtung Süden abheben werden.

Die anreisenden Fans sollten dabei schon eins der 140.000 Hotelbetten gefunden haben. Diese, sagt Thomas Langfelder, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Berlin, seien „in den Topmonaten Mai und Juni“ ohnehin ausgebucht. Deswegen glaubt Langfelder auch nicht, „dass die Stadt wegen des Finales deutlich mehr Auslastung haben wird“. Deutlich mehr einnehmen aber werden die Hoteliers schon: „Die Zimmerraten liegen an dem Wochenende deutlich über dem Durchschnitt.“ Die Hotels gönnen sich einen deftigen Topzuschlag. In einigen zahlen die Gäste fünfmal so viel wie sonst.

Deutliche Mehreinnahmen

Die aus Barcelona und Turin anreisenden Fans bescheren auch den Fluganbietern eine höhere Nachfrage. Bis zu 30.000 Fluggäste werden erwartet, die auch von Air Berlin umsorgt werden. „Insgesamt haben wir 18 Sondermaschinen in die Hauptstadt organisiert“, sagt Pressereferent Heiko Senebald. Ein Aufwand, der deutliche Mehreinnahmen bringen soll.

Nach Expertenberechnungen darf sich aber gleichfalls die Stadt durchaus Hoffnungen machen: Knapp drei Millionen Euro sollen etwa allein die innerstädtischen Fahrten der Fans einbringen. Insgesamt 15 Millionen Euro könnten Berlin der Prognose nach durch das Finale an Umsatz winken. Der größte Anteil davon soll mit knapp sieben Millionen Euro auf die Hotelbuchungen entfallen. Die Gastronomie dürfte sich nach den Berechnungen auf 2,3 Millionen Euro freuen.

Die Hoffnungen Berlins ruhen also nicht zuletzt auf den zahlenden Fans aus Italien und Spanien. SEBASTIAN RAVIOL