DAS DING, DAS KOMMT
: Im Garten des Erlittenen

Ein eigener GEDENKSTEIN soll künftig in Hamburg daran erinnern, wie grausam als Hexen verfolgte Menschen einst hingerichtet wurden

Eine Flamme soll am Sonntag zur Einweihung des Gedenksteins für die Opfer der Hexenverfolgung in Hamburg entzündet werden, im „Garten der Frauen“ auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Um daran zu erinnern, wie grausam sie hingerichtet wurden: auf dem Scheiterhaufen, bei lebendigem Leib.

Wie viele Frauen in der frühen Neuzeit in Hamburg tatsächlich wegen angeblichem Schadenzauber oder Teufelspakt sterben mussten, ist unklar. Zuverlässig überliefert ist, dass zwischen den Jahren 1444 und 1642 rund 40 Frauen hingerichtet wurden. Es traf aber auch einige Männer. Denn die Rechtsgrundlagen im Stadtrecht waren nicht geschlechtsspezifisch formuliert. Nicht mal als außerordentliches Verbrechen galt der Schadenzauber. Angeklagte bekamen einen ordentlichen Prozess, sogar Verteidiger standen ihnen zu. Gerettet hat es sie nicht.

Vergleichsweise früh begannen die Prozesse in Hamburg, früh wurden sie aber auch wieder eingestellt. Auffällig ist, dass die neue Hexenlehre spät ihren Weg ins Stadtrecht fand, erst um 1600 wurde auch der Teufelspakt strafbar, 100 Jahre nach dem Erscheinen des berüchtigten „Hexenhammers“. Andernorts wurden mehr Frauen hingerichtet: Im Holsteinischen oder in Mecklenburg wütete der Verfolgungswahn heftiger.

Auch deshalb wird der Opfer der Hexenverfolgung in Hamburg kaum gedacht. Eine Straße in Ochsenwerder ist nach der als Zauberin verbrannten Abelke Bleken benannt, auch in Ohlsdorf steht schon ein Stein für sie. An alle anderen soll nun der neue Gedenkstein erinnern. Für die Historikern Rita Bake, die den „Garten der Frauen“ einst gründete, ist eine offizielle Rehabilitation gleichwohl notwendig. Eingeweiht wird der Stein im Beisein von Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne).  MATT

■ Einweihung: So, 7. 6., 14 Uhr, Ohlsdorfer Friedhof am Wasserturm, Cordes-Allee, Hamburg Infos: www.garten-der-frauen.de