Polizei mal wieder bei der Deutschen Bank

RAZZIA Ein Großaufgebot von Ermittlern hat die Frankfurter Zwillingstürme durchsucht. Diesmal soll es um umstrittene Devisengeschäfte zu Lasten der Staatskasse gehen, die in der Branche üblich waren

FRANKFURT rtr | Nächster Aufreger bei der Deutschen Bank: Zwei Tage nach dem überraschenden Rückzug der beiden Co-Vorstandschefs durchsuchten Ermittler am Dienstag die Zentrale des größten deutschen Geldhauses in Frankfurt. Die Beamten hätten nach Beweisen für umstrittene Dividendengeschäfte gefahndet, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Strafverfolger haben den Verdacht, dass deutsche Banken und ihre Kunden den Fiskus mit den sogenannten Cum-Ex-Geschäften um Millionen betrogen haben. Auch die Münchner HypoVereinsbank und andere Institute stehen deshalb im Visier der Behörden.

Die Razzia habe auf Betreiben der Staatsanwaltschaft in Büroräumen der Deutschen Bank in Frankfurt stattgefunden, sagte ein Sprecher des Instituts. Einem Insider zufolge rückten rund 30 Beamte in zehn Autos der Polizei zu den Doppeltürmen in der Frankfurter Innenstadt an. Sie hätten nach Beweismitteln über Wertpapiertransaktionen bestimmter Kunden gesucht, erklärte der Sprecher. „Es sind keine Mitarbeiter der Bank beschuldigt.“

Bei der Durchsuchung ging es um Aktiengeschäfte, die um den Tag der Dividendenzahlung der jeweiligen Unternehmen herum getätigt wurden. In der Folge erstatteten die Finanzbehörden die abgezogene Kapitalertragsteuer auf die Dividende sowohl dem Käufer als auch dem Verkäufer der Aktie. Deutschland hat diese Gesetzeslücke 2012 geschlossen. Unter Juristen ist umstritten, ob die Geschäfte zulasten der Staatskasse vorher illegal oder nur unanständig waren.

Die Deutsche Bank steht wegen einer ganzen Serie von Skandalen im Visier der Ermittlungsbehörden. Sie haben das Institut bereits mehrfach durchsucht – beispielsweise wegen der Betrugsaffäre beim Handel mit CO2-Emissionsrechten.