Folge 3: Das Knacken des Schienbeins

Jeder Sport definiert seine Grenzen. Was dahinter liegt, ist unsportlich und wird bestraft. Bis die Fußball-Regionalliga den Spielbetrieb wieder aufnimmt, wollen wir hier darlegen, welche oft schmerzhaften Verstöße die einzelnen Sportarten kennen.

Die Fußballwelt klafft nicht nur bei der Verteilung von Geld und Ruhm auseinander, sondern auch beim Austeilen von Tritten, Schlägen und Ellbogenchecks. Im Vergleich zum Amateurfußball geht es auf den Profiplätzen so gesittet zu wie beim Discgolf. Würde er noch spielen, hätte auch der legendäre Londoner Verteidiger Vinnie „the Axe“ Jones längst begriffen, dass eine „Hochzeitsgrätsche“ – wie er sie 1987 mit einem Griff in Paul Gascoignes „Kronjuwelen“ demonstrierte – in heutzutage videoüberwachten Stadien nicht unentdeckt bliebe.

Ganz andere Grätschen werden zwischen Kreisklasse und Verbandsliga ausgepackt, da laufen zwar auch jede Menge Handykameras mit, sind aber meist nur auf den ballführenden Akteur gerichtet. Die Zivilisierung des Profifußballs ist an der Basis nicht als Vorbild angekommen, sondern als Verlust von samstäglicher Triebabfuhr.Umso ungebremster erhalten die Aggressionen nun am Sonntag freien Lauf. Die Folgen kann man in den Notaufnahmen benachbarter Krankenhäuser besichtigen – und in Fernsehdokumentationen wie „Fußball brutal“. Dabei fängt manche Massenprügelei mit einer arglosen Beleidigung an – meist das andere Geschlecht betreffend – und steigert sich über Nicklichkeiten in der Nierengegend bis zum – versehentlichen, klar – Zuspätkommen beim Grätschen. Kaum ein Amateurfußballer beendet seine Karriere, ohne dass er jenes hässliche Knackgeräusch kennengelernt hat: das Brechen des Schienbeins.  RLO