„Die Gefühle der Eltern“

FILM „My Child“ erzählt vom Umgang mit Homosexualität und Transgender in der Türkei

52, freier Journalist und Regisseur, moderiert heute das Publikumsgespräch mit dem Regisseur und zwei Protagonistinnen.

taz: Herr Çalışır, was ist Ihre Verbindung zum Film „My Child“?

Orhan Çalışır: Als der Regisseur Can Candan vor zweieinhalb Jahren in Bremen war, hat er mir von seiner Filmidee erzählt. Und nun bin ich organisatorisch mit der Rundreise des Regisseurs und zweier Protagonistinnen beschäftigt.

Der Film erzählt von Eltern in der Türkei, deren Kinder schwul, lesbisch oder transgender sind. Wie ist die Idee zum Film entstanden?

Candan wollte von den Eltern wissen, wie es ihnen in einer mehr oder weniger homophoben Gesellschaft damit geht, dass ihr Kind schwul, lesbisch oder transgender ist. Es ist die Geschichte der Eltern und der Politisierung im Rahmen dieses Prozesses.

Haben Sie den Eindruck, dass sich die Erzählperspektive des Films verändert, weil er aus türkischer Sicht erzählt?

An der Filmperspektive ist vielmehr relevant, dass der Film die Gefühle der Eltern in den Vordergrund stellt. Das ermöglicht es, Verständnis für die Eltern zu entwickeln, und erlaubt der Öffentlichkeit einen besseren Zugang.

Der Film ist 2013 entstanden, warum wird er erst jetzt gezeigt?

Das hat Kostengründe. Der Film ist eine politische Arbeit, die Eltern wollten sich engagieren, mitdiskutieren, erzählen, berichten und ihre Erfahrungen teilen. Das wird dann auch teurer.

Sie moderieren das anschließende Gespräch, an dem auch zwei Mütter teilnehmen. Was wünschen Sie sich dafür?

Ich hoffe, dass viele Menschen und Fragen kommen und dass die Erfahrungen der Mütter Verbreitung finden und ihnen in der Gesellschaft mehr Platz eingeräumt wird.

Der Film diskutiert grundsätzlich die Themen Demokratie, Familie, Gender – was für Verbindungen zeigt der Film auf?

Die Kleinfamilie ist ein Kernelement der Gesellschaft – in der Türkei und in Deutschland. Die Entwicklung von Verständnis in den Familien, das Aufbrechen der Grenzen im Kleinen ist elementar für die Veränderung im Großen. Wenn ein Junge in der Familie nicht schwul sein darf, wie soll er das dann in der Gesellschaft?  INTERVIEW: NELE WAGNER

„My Child“: 20:30 Uhr, Kino 46