Gegen 6-jährige Grundschule

Der Arbeitskreis der Bremer Gymnasial-Leiter hat eine Stellungnahme zur Bildungspolitik formuliert. These1: Bremen fehlt das Geld für finnische Modelle. These 2: Wer nach 12 Jahren Abitur machen will, darf nicht sechs Jahre auf der Grundschule bleiben

In einer gemeinsamen Stellungnahme sind die Leiter von Bremer Gymnasien und Oberstufen-Schulzentren dem „Mainstream“ in der bremischen Bildungs-Diskussion nach den Pisa-Ergebnissen entgegen getreten. Unter der Überschrift „Integration oder Selektion“ werde eine falsche Polarisierung betrieben, heißt es in dem Papier des „Arbeitskreises“ der Gy-Leiter, dessen Sprecher der Vegesacker Schulleiter Wilfried Hornung ist. Strikt sind die Gymnasial-Leiter gegen „gemeinsamen Unterricht für alle Kinder von der 1. bis zur 9. Klasse“. Auch dem geforderten „Verzicht auf Sitzenbleiben und Notengebung“ müsse man „in realistischer Einschätzung der finanzierbaren Umsetzungsmöglichkeiten in Bremen eine klare Absage“ erteilen: Es gebe eben „Grenzen von Begabungen“ und eine „Fehleinschätzung“ der Begabung, die zu einer falschen Wahl eines Bildungsganges führen kann, müsse gegebenenfalls „korrigiert werden“. Insofern begrüßen die Schulleiter, dass „Elternwille bei der Wahl eines weiterführenden Bildungsganges künftig nicht der allein entscheidende Aspekt sein soll“.

Ausdrücklich begrüßen die Bremer Gymnasial-Leiter die Abschaffung der Orientierungsstufe, die den gemeinsamen Unterricht aller Kinder in der Stufe 5 und 6 verwirklichen sollte: „Beispielhaft zeigt der mangelnde Erfolg der Orientierungsstufe, dass eine solche Konstruktion zwangsläufig an unzureichenden Bedingungen scheitern muss.“ Eben aus Finanzierungsgründen sei die Orientierungsstufe „nie so verwirklicht worden, wie sie einmal gedacht war.“ Bremen dürfe nicht vordergründig „finnische“ Erfolgs-Strukturen übernehmen, weil jeder sich ausrechnen könne, das das Geld für eine hinreichende Ausstattung dann fehlt. Eine weniger oberflächliche Betrachtung“ des finnischen Schulsystems zeige, dass dort die Schulen nicht nur baulich ganz anders ausgestattet seien, sondern auch personell kleinere Lerngruppen und umfangreiche Fördermöglichkeiten bis hin zu Einzelunterricht anbieten könnten. Auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Schule und Bildung seien anders.

Und dann sprechen die Gy-Leiter die Verkürzung der Gymnasial-Schulzeit („Abitur nach 12 Schuljahren“) an – ein Thema, das die Bremer Bildungs-Diskussion weitgehend verdrängt: „Eine Verkürzung des gymnasialen Bildungsganges ist, wenn die Oberstufe unangetastet bleibt, nur unter Einbeziehung der Klassenstufen 5 und 6 denkbar“, heißt es in der Erklärung. Bei einer Einführung der sechsjährigen Grundschule in Bremen müsse „der Übergang in einen verkürzten gymnasialen Bildungsgang nach Klasse 4 erfolgen“ – das bedeutet: Sechs Jahre bleiben nur die Haupt- und Realschüler zusammen.

Auch in einem Gymnasium, das wie das in Obervieland in ein Schulzentrum integriert ist, sagt der dortige Gymnasium-Leiter Hartmut Böhme, zeigt sich: In den ab dem 5. Jahrgang homogen zusammengesetzten „Schnellläufer“-Klassen würden „äußerst positive Ergebnisse“ erzielt, ein ganz anderes Lernklima komme zustande. Wenn bundesweit eine Verkürzung der Schulzeit komme, könne man nicht die Phase integrierten Unterrichtes verlängern. K.W.