MÄRZ: DAS ZUWANDERUNGSGESETZ IM BUNDESRAT TEILT BRANDENBURG
: Der Meerschweinchenskandal

Mein Freund Norman, Vater zweier Kinder, erklärte mir bei einem Bier, dass er an der Demokratie zweifle, besonders an der in seiner Familie. Neulich habe sich sein Jüngster ein Meerschweinchen gewünscht, obwohl der Kleine doch genau gewusst habe, dass Norman gegen noch mehr Tiere im Haushalt sei. Sie hatten schon einen Hund, zwei Katzen, einen Wellensittich und Kaninchen. Doch sein Sohn habe nicht locker gelassen und den Familienrat zur Abstimmung aufgefordert.

„Das war eine ganz abgekartete Sache“, sagte Norman bedeutungsvoll. „Als mein Jüngster die Frage nach der Anschaffung des Meerschweinchens stellte, brüllte mein Ältester: ‚Ja!‘ Ich erwiderte: ,Nein. Auf keinen Fall.‘ Mein Jüngster wieder: ‚Die Stimmen müssen einheitlich abgegeben werden, darum frage ich Mama, wie die Familie abstimmt.‘ Meine Frau Angela sagte wie nicht anders zu erwarten: ‚Als diejenige, die sich am Ende um alle Tiere kümmern muss, stimme ich für Ja.‘ Mir blieb nichts weiter übrig, als der Familie erneut zu erklären: ‚Ihr kennt meine Auffassung.‘ Schließlich behauptete mein Jüngster frech: ‚Damit stelle ich fest, dass die Familie für Ja gestimmt hat.‘“

„Auf ein Tier mehr kommt es doch bei euch auch nicht mehr an“, versuchte ich Norman zu beruhigen, aber er beteuerte, es gehe ihm ums Prinzip. „Man muss auch verlieren können!“, belehrte ich ihn, „die Demokratie hat nun mal ihre Spielregeln. Deine Kinder und deine Frau scheinen sie jedenfalls besser zu beherrschen als du.“

Das hätte ich nicht sagen sollen – nun plädierte Norman für die Errichtung der Monarchie mit ihm als weisem Herrscher. Ich schreibe es meiner demokratischen Verzweiflung, seiner Drohung, mir die Freundschaft zu kündigen, und dem Alkohol zu, dass ich ihm schließlich vorschlug, vor das familiäre Verfassungsgericht zu ziehen, die Schwiegereltern. Was hätte ich sonst tun sollen? Gott sei Dank geht es in der Demokratie nicht so zu wie in Normans Familie. ANDREAS KAMPA