Druck auf Nordkorea

Atom-Inspektoren verlassen das Land. USA suchen Verbündete unter Kim Jong-ils Nachbarn und drohen mit wirtschaftlichen Sanktionen

WASHINGTON/SEOUL dpa/taz ■ Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) hat angekündigt, dass ihre Inspektoren Nordkorea morgen verlassen werden. Mit der Ausweisung der Inspektoren hatte die Krise um Nordkoreas Atomwaffenpläne am Freitag ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die IAEO will am 6. Januar in Wien darüber beraten, ob die Angelegenheit dem Sicherheitsrat vorgelegt werden soll.

Die USA wollen den Druck auf das kommunistische Nordkorea mit wirtschaftlichen Mitteln erhöhen, planen aber kein militärisches Vorgehen. Man wolle „keine Krisenstimmung schaffen“, sagte US-Außenminister Colin Powell in einem Fernsehinterview. Nach Informationen der New York Times hat sich die US-Regierung auf eine neue Strategie verständigt. Demnach solle der UN-Sicherheitsrat Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea verhängen, sollte das Land an der Wiederaufnahme des Atomprogramms festhalten. Nordkoreas Nachbarn sollten dann ihre Handelsbeziehungen einstellen oder zumindest einschränken. Außerdem könnten Einnahmequellen abgeschnitten werden, indem US-Kriegsschiffe nordkoreanische Raketenlieferungen stoppten. Verhandlungen mit Pjöngjang lehnt Washington weiter ab. Zuerst müsse ein klarer Verzicht auf das Atomwaffenprogramm erkennbar sein, wie er 1994 vertraglich festgelegt wurde.

Nordkorea wirft seinerseits den USA vor, den Vertrag verletzt und den Bau der versprochenen Leichtwasserreaktoren zur Energieversorgung absichtlich verzögert zu haben. Mit der Energiefrage hatte Pjöngjang auch die am 12. Dezember verkündete Wiederaufnahme seines Atomprogramms begründet. In dem von Wirtschaftskrisen gebeutelten kommunistischen Land sind ein Drittel der 22 Millionen Einwohner von internationalen Nahrungsmittelhilfen abhängig. Auch am Sonntag blieb die Führung auf Konfrontationskurs. Das kommunistische Parteiorgan Rodong Sinmun schrieb, die „imperialistischen Reaktionäre“ sollten nicht annehmen, sie könnten das koreanische Volk in die Knie zwingen.

Südkorea kündigte an, Russland und China zur Einflussnahme auf das verbündete Nordkorea bewegen zu wollen. In zwei Wochen sei ein Krisentreffen von Unterhändlern aus Seoul, Tokio und Washington in den USA geplant. Nach Angaben der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo verständigten sich Russland und Japan auf einen Aktionsplan, der Nord- und Südkorea zur atomwaffenfreien Zone machen soll. KEL