Assoziatives zu Schwurblern: Hassblütentropfen

Was Homöopathie mit Neonazismus zu tun hat und beides in die Tonne gekloppt werden sollte.

Homöopathisches Globuli auf einer Fingerspitze

Wirkt es nur wegen des Placebo-Effekts? Homöopathisches Globuli Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Wenn man Globuli verbieten kann, dann auch die AfD!“, sagt der Freund beim Afghanen und tropft CBD in seinen Rotwein.

„Aber verboten wird da nix in Sachen Homöopathie, nur nicht mehr finanziert!“, sagt die Freundin.

„Na, aber darum geht es doch, die sollen ihren Rassismus zumindest selber zahlen, so wie Ausdruckstänzer ihre Zuckerkugeln.“

„Raus mit dem pandemischen Polit-Morast aus öffentlichen Strukturen, dann ebbt die Verblendung des Grauens mit Sicherheit ab.“

„Weil der Rassismus dann desinstitutionalisiert an die Willigen herangetragen werden müsste?“

„Vollarschlöcher sind oft bizarr bequem.“

„Du meinst also, wenn man den Durchschnitts-Normalo-Nazis ihre legale AfD-Dosis wegnimmt, sind die zu faul, um allein weiter Unheil anzurichten?“

„Die meisten schon, die machen dann andere Dinge, die ich nicht machen würde, um ihr Leben mit Sinn und Streben anzureichern.“

„Exzessives Rasenmähen?“

„Gartenzwergmeisterschaft, Bierstaffellauf, was weiß ich!“

„Nazifantasien sind vergleichbar mit dem Placeboeffekt?“

Täuschung und Infizierung des Geistes

„Es basiert alles auf einem Konstrukt, es ist eine Täuschung und Infizierung des Geistes auf der Basis von Lügen und maximaler Aufbauschung.“

„Rassismus ist eine psychische Reaktion?“

„Ist nicht alles eine psychische Reaktion, angereichert mit Worten?“

„Alles Schlechte ist zumindest eine dramatisch überladene Gier nach Macht plus Parolen minus Liebe.“

„Und deshalb bildet man sich eben was ein, anstatt sich die Realität mit allen Zusammenhängen strukturiert einzuverleiben.“

„Deshalb gibt es Gott.“

„Ach ja, der.“

„Auf welcher Serie ist der eigentlich hängengeblieben, uns mit dem ganzen Scheiß allein zu lassen?“

„Ohne sattelfeste Nächstenliebe helfen nur noch klare Regeln und Verbote.“

„Hassaktivität gehört ohne: wieso, weshalb, warum – nicht erlaubt.“

„Aber Hass ist kein Kügelchen, das man per Erlass in die Tonne treten kann.“

„In den Abfluss tropfen wie Bachblüten.“

„Wenn du verbietest, worauf Leute knallköpfig Bock haben, wird das dann nicht noch größer dadurch?“

„Na, ich rauch weniger durch das Verbot in öffentlichen Räumen.“

„Ich hab dadurch aufgehört und rätsele, wieso ich mich seit der Pubertät so hart zugequalmt hab.“

„Das Beispiel ist zu harmlos, stellt euch vor: Vergewaltigung wäre legal.“

„Besoffen Auto fahren.“

„Du meinst also, wenn man den Durchschnitts-Normalo-Nazis ihre legale AfD-Dosis wegnimmt, sind die zu faul, um allein weiter Unheil anzurichten?“

„Medikamente aus Zucker.“

„Aber es ist ja keine Scheinpartei.“

„Doch sie befeuert Leute im Glauben an das abgründig Subjektive.“

„Alternativpolitik ist genauso schädlich wie Alternativmedizin, die das Nachdenken abschafft.“

„Politik, die das Fanatische in die Klangschale schmeißt.“

„Mit Gebrüll.“

„Ich hab mal ’ne Aromatherapie wegen meiner Rückenschmerzen gemacht, hat mich Hunderte Euros gekostet.“

„Hat’s geholfen?“

„Nö, war ein Bandscheibenvorfall, die Schmerzen wurden immer schlimmer bis zum Kollaps! Von Tonka-Geruch krieg ich heut noch Phantomschmerz.“

„Die AfD ist der schwelende Bandscheibenvorfall der Demokratie.“

„Und was sind dann die Globuli?“

„Podcasts.“

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Jasmin Ramadan ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr neuer Roman Roman „Auf Wiedersehen“ ist im April 2023 im Weissbooks Verlag erschienen. 2020 war sie für den Bachmann-Preis nominiert. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.

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