Atlas zur Gleichstellung: Kaum Überraschungen

Als erstes Bundesland legt Niedersachsen einen Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern vor. Zur Präsentation empfing die Sozialministerin vor allem Frauen.

Haben nicht nur beim Karneval gut Lachen: Frauen stellen in Osnabrück 42 Prozent der Ratsmitglieder. Bild: dpa

Wie zu erwarten: Vor allem Frauen sind gekommen. Ist ja auch Frauentag. Im Festsaal des Alten Rathauses von Hannover, wo ansonsten Trauungen durchgeführt werden, stellte das Landesministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit am Montag den Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Niedersachsen vor. Viele der Anwesenden waren Gleichstellungsbeauftragte aus umliegenden Landkreisen oder aus weiter entfernten Städten, von Goslar bis Oldenburg.

Erster Atlas seiner Art

Mit diesem ersten für ein einzelnes Bundesland erstellten Gleichstellungs-Atlas wolle man, so Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU), "eine nachhaltige Gleichstellungspolitik in ganz Niedersachsen stärken". Aber erstmal wurden gestern Daten präsentiert: Gemeinsam mit Lothar Eichhorn vom niedersächsischen Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie (LSKN) trug die Ministerin Details des Männer-Frauen-Vergleichs vor.

Die Niedersachsen-Edition, führte Eichhorn aus, sei nach dem Vorbild des bundesweit erstellten Geschlechteratlasses erstellt - zumindest führen beide der Vergleichbarkeit halber die selben Indikatoren auf. Hätte er dagegen eigene Indikatoren anwenden können, beklagte sich der Statistiker zaghaft, hätte vieles schmeichelhafter ausfallen können.

So gebe es im Land zum Beispiel weit mehr Abiturienten, die ihr Abitur an Berufsschulen gemacht hätten - die würden aber durch die Definition des bundesweiten Indikators, der nur weiterführende Schulen wie Gymnasien erfasst, nicht mit erfasst. Datenvergleiche zwischen Bundesländern seien nicht trivial, sagte Eichhorn: "Erst recht, wenn man seit Jahren darauf wartet, dass der Herr Koch die Zahl der Abiturienten 2006 in Hessen bekannt gibt."

Besonders im Bereich Bildung, zu dem allein acht Indikatoren gehören, müsse man aufpassen, nicht alles doppelt und dreifach zu messen, sagte Eichhorn. Womit, zumindest für die Mädchen, das größte Problem in diesem Bereich auch schon genant war - demgegenüber sind es an den Schulen mittlerweile wohl die Jungen, die erhöhten Emanzipationsbedarf haben. Ross-Luttmann erklärte den zwei Privatsender-Regionalnachrichten-Teams nachher trotzdem, für Schulmädchen aus bildungsfernen Schichten müsste mehr getan werden: Aufklärung, professionelle Hilfe, all das eben.

Stadtluft stellt gleich

Im Bereich Arbeit bildet das Zahlenwerk ein deutliches Stadt-Land-Gefälle ab. Ein paar Überraschungen gibt es - wer hätte etwa geahnt, dass es gerade ländliche Gebiete wie Wittmund oder die Lüneburger Heide auf einen besonders hohen Anteil an weiblichen Existenzgründern bringen? Ansonsten liegen die mittleren und großen Städte deutlich vorn, zumindest gemessen an Werten wie der Frauenquote in öffentlichen Ämtern.

In Fragen von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit sind bei Frauen die Werte stärker regionalen Schwankungen ausgesetzt als bei Männern. In Städten wie Hannover sind Arbeitslosenzahlen und Teilzeitanteil von Männern und Frauen annähernd gleich. Schlechter stehen sie da an Orten wie Vechta: Glaubt man den Zahlen, sieht es so aus, als hätten Katholizismus, Landwirtschaft und Traditionalismus ihr Bestes getan, um jede Modernisierung in Sachen Gleichstellung aufhalten zu können.

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