Aufstand in Libyen: Mehr Hilfe für Gaddafi-Gegner

Die Libyen-Kontaktgruppe sagt den Rebellen finanzielle und politische Unterstützung zu. Aber militärisch fühlen sich die Aufständischen in Misurata derzeit eher alleingelassen.

Kickern im Krieg: Kinder in der Rebellenhochburg Bengasi. Bild: dapd

ABU DHABI/MISURATA rtr/afp/taz | Nachdem die Nato ihre Luftangriffe auf Gaddafi-nahe Ziele in der libyschen Hauptstadt Tripolis ausgeweitet hat, verstärkt die internationale Gemeinschaft jetzt auch ihre finanzielle Unterstützung für die libyschen Rebellen.

Auf einem Treffen der internationalen Libyen-Kontaktgruppe in Abu Dhabi kündigte Italiens Außenminister Franco Frattini Hilfen von bis zu 400 Millionen Euro für die Rebellenregierung im ostlibyschen Bengasi an, teils in bar und teils in Form von Treibstofflieferungen. Die auch von anderen Ländern diskutierte Idee ist, die eingefrorenen Auslandsgelder des Gaddafi-Regimes den Rebellen zugänglich zu machen, vor allem in Form von Kreditsicherheiten. Allein in Italien sind libysche Staatsguthaben und Unternehmensanteile im Wert von über 5 Milliarden Euro eingefroren.

Es gehe bei dem Treffen um die Vorbereitung der Zukunft Libyens ohne Gaddafi, erklärte das französische Außenministerium. Am Mittwoch wurde Spanien das neunte Land auf der Welt, das den im ostlibyschen Bengasi installierten Nationalrat der Aufständischen als Regierung Libyens anerkennt. Dies folgt auf Frankreich, Italien, Großbritannien, Katar, Gambia, Jordanien, Senegal und Malta.

Die Afrikanische Union (AU), die bisher noch am meisten zu Gaddafi hielt, distanziert sich jetzt ebenfalls vom libyschen Machthaber. Mauretaniens Präsident Mohamed Ould Abdelaziz erklärte am Dienstag, Gaddafi könne nicht länger Libyen regieren und sein Abgang sei "notwendig". Abdelaziz ist derzeitiger Vorsitzender des AU-Sicherheitsrats und leitet das AU-Vermittlerteam für Libyen, das erst vergangene Woche den südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma zu fruchtlosen Gesprächen mit Gaddafi nach Tripolis entsandt hatte.

Differenzen zwischen Rebellen und Nato

Während die libyschen Aufständischen somit politisch Punkte sammeln, sind sie zunehmend ungeduldig über die Taktik der Nato. Mehrfach haben hohe Rebellenkommandanten auf Wunsch der Nato ihre eigenen Bodentruppen zurückgepfiffen, die auf dem Weg aus ihrer westlibyschen Hochburg Misurata hinaus in die nächste größere Stadt Zlitan auf der Straße nach Tripolis waren.

Die Nato fürchtet, dass die Rebellen in Misurata, die inzwischen die Gaddafi-Truppen auf bis zu 30 Kilometern außerhalb der Stadt zurückgedrängt haben, ihre Versorgungslinien überstrapazieren, wenn sie noch weiter vorrücken. Die Aufständischen wiederum sind überzeugt davon, dass die Städte jenseits der Frontlinie nur auf die Befreiung warten und Gaddafis Armee längst zerbröselt. Sie verweisen auf die großen Mengen Rüstung, die sie bei jedem Vorstoß von fliehenden Gaddafi-Einheiten erbeuten.

Am späten Mittwoch erklärten die Rebellen, sie hätten erstmals seit Wochen einen Angriff der Gaddafi-Truppen auf Misurata abgewehrt. 2.000 bis 3.000 Soldaten hätten die Stadt aus allen Richtungen angegriffen, seien aber zurückgeschlagen worden, erklärte ein Rebellensprecher in Misurata und bedauerte, dass keine Nato-Flugzeuge eingegriffen hätten.

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