Ausgefeiert?: Vorsicht, der Umzug wackelt

Der Karneval der Kulturen werde im kommenden Jahr wohl nicht stattfinden, sagt der Veranstalter. Der Grund: teure erweiterte Sicherheitsmaßnahmen.

Ein touristischer Anziehungspunkt: der Karneval der Kulturen. Bild: Reuters

Eine der größten Attraktionen Berlins steht offenbar vor dem Aus: Der Karneval der Kulturen werde 2015 wohl nicht stattfinden. Das erklärt der Veranstalter, die Neuköllner Werkstatt der Kulturen, auf seiner Website.

Der Grund dafür: Ein neues Sicherheitskonzept könne nicht umgesetzt werden, da die zuständige Senatsverwaltung für Integration die zusätzlichen Gelder nicht bereitstelle. „Es ist schwer vorstellbar, dass der Karneval der Kulturen 2015 noch geplant und durchgeführt werden kann“, lautet deshalb das Resümee auf der Internetseite.

Jedes Jahr an Pfingsten lockt der viertägige Karneval der Kulturen mehrere hunderttausend Berliner und Touristen nach Kreuzberg. Auf dem Blücherplatz gibt es ein Straßenfest mit mehreren Bühnen, Höhepunkt ist der mehrstündige Umzug am Pfingstsonntag. Das bunte Spektakel ist ein Aushängeschild Berlins, mit dem sich auch viele Politiker schmücken und für das tolerante Image der Stadt werben.

Ein Aus des Karnevals würde die Berliner Tourismusbranche an einer empfindlichen Stelle treffen. „Der Karneval ist ein absoluter Besuchermagnet, bei dem sich Berlin als multikulturelle Metropole zeigt“, sagt Katharina Zierenberg, Sprecherin des Tourismusverbands Visit Berlin. Ein Ende der Veranstaltung wäre ein Verlust.

Nach eigenen Angaben hat der Veranstalter das Megaevent im September von einem externen Expertenteam überprüfen lassen. Ergebnis: Das bisherige Sicherheitskonzept müsse überarbeitet und erweitert werden. Mehr Details wurden bis Ende letzter Woche nicht bekannt – trotz mehrfacher Anfrage äußerte sich der Veranstalter nicht.

Seit September bekannt

Laut Website liegt die Sicherheits-Expertise der Integrationsbeauftragten des Senats seit September vor. Dennoch habe es noch keine Gespräch darüber gegeben, wer für die zusätzlichen Kosten aufkommt. Erschwerend komme hinzu, dass der langjährige Sponsor für die Halle abgesprungen sei, in der die Umzugs-Wagen aufgebaut wurden.

Susanna Kahlefeld, Sprecherin der Grünen-Fraktion für Partizipation und Gleichbehandlung von Migranten, fordert den neuen Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) auf, alles für die Rettung des Karnevals zu tun. Sie fragt auch, warum das Sicherheitsgutachten erst so spät erstellt wurde – dass weitreichendere Maßnahmen getroffen werden müssen, sei schon länger bekannt gewesen. Dem Karneval gehe es nun wie der Werkstatt der Kulturen allgemein: Beide würden heruntergewirtschaftet. „Eigentlich ist die Werkstatt eines der wichtigsten Häuser dieser Art der Stadt“, so Kahlefeld, es sei eine Schnittstelle für grenzübergreifende Kultur.

Das Büro der Integrationsbeauftragten Monika Lüke weist alle Vorwürfe zurück. „Monika Lüke stellt sicher, dass der Karneval der Kulturen auch 2015 wie geplant stattfindet“, erklärte ihr Mitarbeiter Robin Schneider auf Anfrage der taz. Die Integrationsbeauftragte suche mit den Veranstaltern und den zuständigen Senatsverwaltungen nach einer tragfähigen Lösung, damit 2015 und darüber hinaus „diese für Berlin besonders wichtige interkulturelle Großveranstaltung weiter ein Erfolg“ werde. Dazu zähle auch ein tragfähiges Sicherheitskonzept. Die Finanzierung werde geprüft, so Schneider, sobald ein „gut begründetes Konzept“ vorliegt, das den finanziellen Mehrbedarf ausweise.

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