Aussicht auf friedliche Zeiten: Nie mehr Krieg

Endlich! Im Jahr 2042 wird der Krieg höchstoffiziell abgeschafft. Wurde auch Zeit, schließlich brachte so ein Krieg bislang nur Nachteile mit sich.

Ein zerstörter Panzer

Mykolajiw im Oktober 2022: ein zerstörter russischer Panzer nahe der Frontlinie Foto: Nicholas Zieminski/reuters

Früher wollten alle wissen, was sie erwartet, heute haben die meisten schon von der Gegen­wart genug. Wir blicken trotzdem einmal im Monat immer ein Jahr voraus

Wir schreiben das Jahr 2042. Bei einem Treffen der G195-Regierungschefs in Wolkenkuckucksheim ob der Zauder einigt man sich auf ein Ende aller Kriege. Die Welt atmet auf angesichts der längst überfälligen Entscheidung. Aber was lange auf der Hand liegt, sieht man ja oft nicht, wenn diese Hand zu schmutzig ist. Wie kamen die Schnellmerker denn nun trotzdem auf diesen Geistesblitz?

Um es kurz zu machen: Krieg hat sich nicht bewährt. Bei einer gründlichen Analyse sämtlicher Kriege der vergangenen 7.000 Jahre ergaben sich ausschließlich Nachteile – auch für die jeweiligen Aggressoren. Bei jedem Krieg waren hinterher durch die Bank die Leute tot, verletzt, traumatisiert oder anderweitig unhappy. Die Sachen waren kaputt, das Essen knapp und das Geld alle.

Man konstatierte also, dass Kriege nach einem frappierend gleichen Muster zu verlaufen scheinen, das sich verlässlich reproduzierte, egal, wie oft man es versuchte: Unter dem Strich war das Ergebnis jedes Mal scheiße.

One car down

Alle noch so ambitionierten Versuche, Krieg nachhaltig zu gestalten, ein wenig Spaß dabei zu haben, auch mal das Gute daran zu sehen, sich nur die Rosinen herauszupicken, oder sonst wie an den festgefressenen Stellschrauben von good old brother war zu drehen, sind gescheitert. Es findet sich einfach ums Verrecken nichts Gutes, schon verrückt, denn selbst ein Vulkanausbruch hinterlässt wenigstens fruchtbaren Boden, und nach einem Autounfall ist immerhin ein Auto weniger auf der Straße.

Aber beim Krieg: wirklich komplette Fehlanzeige. Cui bono? Nemini bono! Und die wenigen, die dennoch Freude daran hatten, waren ausnahmslos Arschlöcher. Das kann kaum mehr Zufall sein, da schält sich schon ein klarer Zusammenhang heraus. Denn wenn Arschlöcher etwas gut finden, dann ist das zwar nicht immer, doch recht häufig ein kleiner Fingerzeig darauf, dass es objektiv eher nicht so gut ist.

„Aus einem Arschloch kommt selten etwas Gutes“, sagt auch mein polnischer Futurologe Zbigniew, während er bei mir zu Hause den Kalender für 2043 aufhängt, und schon mal meine Termine für das ganze Jahr einträgt: Muttis Geburtstag und die zahnärztliche Kontrolluntersuchung. Mit Arschlöchern kennt er sich aus; die fielen lange mit in seinen Kompetenzbereich. Mein früherer Urologe sattelte nämlich erst auf Futurologe um, als er sich nicht mehr so gut bücken konnte.

Die Staaten sind sich jedenfalls ungewohnt einig. Wer von ihnen jetzt noch einen Krieg beginnt, wird sofort von allen anderen angegriffen. Das heißt dann aber nicht Krieg, sondern „Spezialoperation“.

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Seit 2001 freier Schreibmann für verschiedene Ressorts. Mitglied der Berliner Lesebühne "LSD - Liebe statt Drogen" und Autor zahlreicher Bücher.

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