BND-Präsident Uhrlau: Lautloser Lauscher im Rampenlicht

Der einst geräuschlose Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Ernst Uhrlau, galt einmal als effizienter Handwerker. Nun gerät er in Bedrängnis.

Galt lange als Inbegriff von Effizienz und Lautlosigkeit: BND-Chef Uhrlau. Bild: ap

Es gibt Sätze, die kann nur einer wie Ernst Uhrlau formulieren. Freiheit, erklärte der diplomierte Politologe im vergangenen Sommer in Berlin, kann es nur geben, wenn der Staat die allgemeine Sicherheit gewährleisten kann. Aber ohne Freiheit, so der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, wird es keine Sicherheit geben. Ernst Uhrlau denkt gern im Großen. Dass er nach seiner fast 30-jährigen Karriere im Sicherheitsapparat über eine vergleichsweise kleinliche Abhöraffäre ins Schlingern gerät, dürfte er sich kaum vorgestellt haben.

Uhrlau gilt als Inbegriff von Effizienz und Lautlosigkeit. Ihm eilt der Ruf voraus, stets gut vorbereitet aufzutreten und nicht dazu zu neigen, sich in Szene zu setzen. Dass er seinen Job kann, hat Uhrlau Anfang 2004 als Geheimdienstkoordinator unter Beweis gestellt. Nach drei Jahren zäher Geheimverhandlungen zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz konnte Uhrlau einen der größten Gefangenenaustausche für den Nahen Osten arrangieren. Die Aktion "Himmel blau-weiß", die unter strengster Geheimhaltung auf dem militärischen Teil des Köln-Bonner Flughafens in Wahn abgewickelt wurde, gilt als geheimdienstliches Meisterstück.

Mit Uhrlau eng verknüpft ist auch die Vorstellung einer tief greifenden Reform des Bundesnachrichtendienstes. Kaum einer hat so dezidiert dafür ausgesprochen, den Sitz des Geheimdienstes von Pullach bei München nach Berlin zu verlegen. So sagte der Sozialdemokrat, der unter Rot-Grün sieben Jahre die Geheimdienste im Kanzleramt koordinierte: "Wir holen den Geheimdienst prominent nach Berlin und verstecken uns nicht in einer städtischen Randlage." Was er öffentlich nicht ausführte: Mit dem Umzug nach Berlin sollen auch die traditionellen, CSU-nahen Seilschaften im BND zerschlagen werden. Berichte, wonach der bis 2011 geplante Umzug der Geheimen am Ende mehr als 1,7 Milliarden Euro kosten könnte, weist der 62-Jährige Uhrlau daher als "unseriös" und "unrealistisch" zurück. Mit der Verlegung ende "ein Stück Unnormalität". Schließlich sei kein anderer Geheimdienst der Welt so weit von Regierung und Parlament entfernt wie der BND. So schafft man sich Feinde: etwa den CSU-Abgeordneten und früheren Münchner Kreisverwaltungsreferenten Hans-Peter Uhl, der für die Union im Parlamentarischen Kontrollgremium sitzt. Uhl, in diesen Tagen ein vehementer Kritiker Uhrlaus, war einer der entschiedensten Gegner einer Verlegung von rund 5.000 BND-Mitarbeitern an die Spree.

Mit der Ernennung Uhrlaus zum BND-Präsidenten wurde im Dezember 2005 die Spitze der deutschen Nachrichtendienste umgebaut - ohne viel zu ändern. Der vorige Präsident, August Haning, wurde von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zum Staatssekretär befördert - Uhrlau wiederum wurde in seiner Funktion als Geheimdienstkoordinator vom damaligen stellvertretenden Kölner Verfassungsschutzchef Klaus-Dieter Fritzsche ersetzt. Kontinuität und Reibungslosigkeit sollte die Rochade signalisieren. Und anfangs schien es tatsächlich, als könnte der BND seinen langjährigen ramponierten Ruf nach und nach bessern. Bis dann die Affären kamen (siehe Kasten). Und die bleiben jetzt vor allem mit einem Namen dauerhaft verbunden: mit dem Namen Uhrlau.

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