Bahnstreik: Fahr mal wieder Auto!

Mit dem Streik der Lokführer liegt bundesweit der Bahnverkehr lahm. In Folge stauen sich die Autos. Die Lokführer drohen, über Wochen zu streiken.

Kein Fortkommen: Passagier am Ostbahnhof. Bild: reuters

FRANKFURT ap Zehntausende Pendler und Reisende in ganz Deutschland sind seit dem frühen Dienstagmorgen von Streiks bei der Bahn betroffen. Neben Fern- und Regionalverkehr war unter anderem in Berlin, Hamburg, Hannover, Frankfurt/Main und München auch der S-Bahnverkehr beeinträchtigt oder fiel ganz aus. Teilweise kam der Bahnverkehr komplett zum Erliegen, unter anderem war dies in Stuttgart der Fall. Bahnreisende müssen sich wegen der Streiks bis in den Abend hinein auf teils erhebliche Verzögerungen einstellen, erklärte die Deutsche Bahn AG.

Die Lokführergewerkschaft GDL fordert von der Bahn einen eigenen Spartentarifvertrag, was die Konzernführung bislang kategorisch ablehnt, sowie eine Tarifanhebung bis zu 31 Prozent. Auch die Gewerkschaften Transnet und GDBA organisierten Arbeitsniederlegungen und setzten damit ihre Warnstreiks im Tarifstreit mit der Bahn fort. Neben Stuttgart sei deshalb der Zugverkehr im Großraum Eisenach vollständig zum Erliegen gekommen, teilten die Gewerkschaften mit.

In Nordrhein-Westfalen blockierten in den Bahnhöfen und auf offener Strecke abgestellte Züge den Bahnverkehr zusätzlich, wie ein Bahnsprecher berichtete. Auch in Bayern kam der Zugverkehr teilweise zum Erliegen, betroffen war nach Auskunft eines Bahnsprechers vor allem der Nahverkehr.

Das befürchtete Chaos auf den Bahnhöfen blieb aber zunächst aus. Zahlreiche Pendler hatten sich nach den Ankündigungen vom Montag offenbar auf die Streiks eingestellt. In München erklärte ein Bahnsprecher, viele hätten sich wohl einen freien Tag genommen oder den Beginn ihrer Arbeitszeit auf nach 09.00 Uhr gelegt. Zahlreiche Bahnfahrer stiegen auch auf das Auto um. "Die Straßen sind sehr voll", sagte zum Beispiel ein Polizist in der Verkehrsleitzentrale Hamburg am Morgen. Von praktisch allen Autobahnen in Richtung Stadt wurde stockender Verkehr gemeldet.

Transnet und GDBA planen im Laufe des Tages noch zahlreiche weitere Aktionen, die Lokführer wollten ihren Streik dagegen um 09.00 Uhr beenden. Gestartet hatten sie ihn um 05.00, erste Warnstreiks von Transnet und GDBA gab es ab 03.00 Uhr in Nürnberg.

Die Lokführer-Gewerkschaft GDL will den Bahnverkehr in Deutschland gegebenenfalls wochenlang lahm legen. "Wir sind darauf eingestellt, notfalls auch länger zu streiken - wenn nötig über Wochen", sagte Gewerkschaftschef Manfred Schell der Neuen Presse in Hannover. "Wir setzen auf ein Umdenken der Unternehmensführung. Sie wird die Auswirkungen unserer Aktionen zu spüren bekommen und kann dann entscheiden, ob sie uns zu echten Tarifverhandlungen einlädt oder nicht", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Deutschen Lokomotivführer.

Bahn-Sprecher Achim Stauß lehnte die Forderungen im ZDF ab. Den Lokführern einen eigenen Tarifvertrag zu gewähren, sei nicht möglich, sagte Stauß; die Forderung nach bis zu 31 Prozent bezeichnete er als "absurd hoch".

Über eine kostenlose Service-Hotline, die unter der Telefonnummer 08000 996633 zu erreichen ist, können sich Kunden der Bahn rund um die Uhr informieren. Aktuelle Informationen sind auch im Internet (siehe Link rechts unter dem Schlagzeilenkasten) erhältlich. Fahrgäste, die auf Grund streikbedingter Zugausfälle oder Verspätungen ihre Reise nicht antreten können, haben nach Angaben der Bahn die Möglichkeit, ihre Fahrkarte kostenlos umzutauschen oder sich den Reisepreis erstatten zu lassen.

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