Banken: WestLB löst Fusionsfieber aus

Weil sich die WestLB beim Aktienhandel verspekuliert hat, wird sie zum Übernahmekandidaten. Kein Einzelfall, denn immer mehr Landesbanken fusionieren.

Verzockt und bald verkauft - die WestLB. Bild: dpa

Die deutschen Banken sortieren sich neu: Die westdeutsche Landesbank (WestLB) dürfte verkauft werden. Die Frage ist nur noch, welches Konkurrenzinstitut den Zuschlag erhält. Gestern kursierten erneut die Gerüchte: Kommt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zum Zug - oder gar ein europäischer Investor?

Die WestLB ist die neuntgrößte Bank in Deutschland. Wer sie übernimmt, steigt automatisch in den Kreis der mächtigsten Institute auf. Nach einer Fusion mit der LBBW etwa wäre die neue Bank das zweitgrößte Institut nach der Deutschen Bank.

Die WestLB wurde zum Übernahmekandidaten, weil sie sich im Eigenhandel mit DAX-Aktien verspekuliert hatte. Die Verluste dürften 2007 mindestens 243 Millionen Euro betragen. Dabei ist die WestLB sowieso kein besonders ertragsstarkes Institut: 2006 lag der Gewinn vor Steuern bei 1 Milliarde Euro. Zudem ermittelt nun die Bundesfinanzaufsicht wegen der DAX-Spekulationen.

Bisher gehören die WestLB-Aktien zu 62 Prozent den rheinischen und westfälischen Sparkassen, die restlichen 38 Prozent hält das Land Nordrhein-Westfalen. Nun scheinen die Eigentümer jedoch die Geduld mit ihrem wenig renditeträchtigen Institut zu verlieren, zumal die jetzigen Aktien-Spekulationen nicht der erste Skandal bei der WestLB waren. Besonders legendär sind die Milliardenverluste, die 1998 durch Rubelspekulationen entstanden. 2003 folgte dann der Konkurs von Boxclever: Kurz bevor der britische Fernsehgeräteverleiher Pleite ging, hatte ihm die Bank noch einen Milliardenkredit gewährt. 427 Millionen Euro hat dieses Engagement die WestLB gekostet, wie die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft inzwischen errechnet hat.

Die WestLB wäre nicht die erste Landesbank, die fusioniert oder verkauft wird. Und sie dürfte auch nicht die letzte sein. "Wir werden sicherlich noch weitere Konsolidierungen vor uns haben", prognostiziert Ekkehard Wenger, Professor für Kreditwirtschaft in Würzburg. "Es gibt einfach zu viele Landesbanken." Vor allem kleine Bundesländer hätten gar nicht die Mittel, ihre Institute mit dem nötigen Kapital auszustatten. So wurde die Landesbank Rheinland-Pfalz schon von der LBBW übernommen; die Hamburgische Landesbank und die Landesbank Schleswig-Holstein haben sich zur HSH Nordbank zusammengeschlossen. Die Landesbank Berlin musste nach dem "Bankenskandal" sowieso verkauft werden - und ging an den Deutschen Sparkassenverband, nachdem auch die LBBW Interesse gezeigt hatte. Die Landesbank Bremen wiederum gehört zu 92,5 Prozent der Nord LB in Hannover.

Die Landesbanken dienen eigentlich als Spitzeninstitute für die örtlichen Sparkassen, die oft zu klein sind, als dass sie große Firmenkunden betreuen und spezialisierte Investmentangebote austüfteln könnten. In der Theorie sollen sich Landesbank und Sparkassen ergänzen und gemeinsam den regionalen Kreditmarkt bedienen.

Diese übersichtliche Welt kam jedoch endgültig in Bewegung, als Mitte 2005 die sogenannte Gewährsträgerhaftung abgeschafft wurde. Seither darf der Staat nicht mehr einspringen, wenn eine Sparkasse oder Landesbank Konkurs anmelden muss. Denn diese staatliche Garantie bedeutete eine Wettbewerbsverzerrung - fanden jedenfalls die Privatbanken, die die EU-Kommission einschalteten und dort recht bekamen.

Spätestens nach dieser Entscheidung suchen alle Landesbanken nach Möglichkeiten, zu expandieren. Jörg Reinbrecht, Bankenexperte bei Ver.di, sieht allerdings "die Gefahr, dass die Förderung der Region dabei verlorengeht".

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.