Beate Klarsfeld: Ihr Kandidat heißt Sarkozy

In der Bundesversammlung ist Beate Klarsfeld die Kandidatin der Linkspartei. In Frankreich unterstützt die in Paris lebende 73-Jährige den konservativen Präsidenten.

Man will wissen, was die 73-jährige Deutschfranzösin Beate Klarsfeld denkt. Bild: dapd

BELRIN taz | Der interessanteste Satz fällt am Ende der Pressekonferenz. „Ich unterstütze Sarkozy. Das sage ich ganz offen“, sagt Beate Klarsfeld, die nach dem Willen der Linkspartei Bundespräsidentin werden soll. Gregor Gysis Satz, „Tja, da haben wir eine Meinungsverschiedenheit“, ging im Aufbruchstrubel fast unter.

Selten gab es in der Bundespressekonferenz bei einem Termin der Linkspartei solches Gedränge. Man will wissen, was die 73-jährige Deutschfranzösin denkt, wie sie redet, wer sie ist. Und ob sie zur Linken passt. Parteichef Klaus Ernst meinte vollmundig, Klarsfeld stehe „für das Aufbegehren gegen herrschende Verhältnisse“. Dazu passt ihr Bekenntnis für den konservativen französischen Präsidenten Sarkozy nur bedingt.

Parteichefin Gesine Lötzsch mühte sich darzulegen, dass die Linkspartei schon seit 2006 mit Klarsfeld in Kontakt steht, mal um eine Holocaust-Ausstellung zu ermöglichen, mal um einen Spielfilm über ihre Jagd auf den Nazimörder Klaus Barbie zu präsentieren. Das soll zeigen, dass diese Nominierung keine Notlösung ist, auch kein bloßer Agitprop-Knalleffekt, sondern sich genaueren Kenntnissen verdankt. Ob das stimmt oder ob diese Nominierung ein Missverständnis ist, wird sich bis zum 18. März zeigen, wenn die Bundesversammlung tagt.

Klarsfeld, die seit 1960 in Frankreich lebt, sieht sich als „exemplarische Deutsche“. Sie habe immer versucht, „ein neues Bild von Deutschland zu schaffen“. Ihr Engagement zielte auf drei Punkte: NS-Verbrecher zu bestrafen, gegen Altnazis im bundesdeutschen Staatsapparat vorzugehen und Israel zu verteidigen.

„Suchen Sie ein Haar in der Suppe“

Auf kritische Nachfragen, ob Klarsfelds Pro-Israel-Haltung und der Antizionismus des Fundi-Flügels nicht unvereinbar sind, antwortete Klarsfeld mit einer nicht ungeschickten Finte: Die Linkspartei habe sie nominiert, das zeige, dass die Partei mit ihrer Haltung zu Israel einverstanden sei. Gysi und Lötzsch verwiesen auf das Grundsatzprogramm der Partei. Dort finde sich ein ausdrückliches Bekenntnis zum Existenzrecht Israels. Gysi sagte schließlich leicht gereizt ob der bohrenden Nachfragen: „Wir haben eine hervorragende Kandidatin. Suchen Sie ein Haar in der Suppe. Sie werden keines finden.“

Zur Occupy-Bewegung und dem Herzensanliegen der Linkspartei, sozialer Gerechtigkeit, äußerte sich Klarsfeld eher wolkig. Die Proteste seien „berechtigt“, Gerechtigkeit ein wichtiges Thema. Doch ihr Thema ist ein anderes. Ihre einzig konkrete Forderung lautet: Verbot der NPD.

Zur Wahl stehe, so Klarsfeld, mit Joachim Gauck jemand, der für Bürgerrechte in der DDR gekämpft hat, und sie, die für den Kampf gegen den Alt- und Neonazis steht. Scharf verteidigte sie, dass sie und ihr Mann Serge, etwa im Fall Kurt Georg Kiesinger, auch mit DDR-Behörden zusammengearbeitet haben. Die hätten ihnen in Potsdam NS-Akten zugänglich gemacht. Zudem verwies Klarsfeld darauf, dass sie auch im sozialistischen Polen gegen Antisemitismus demonstriert habe.

Und was würde sie als Bundespräsidentin zum Schwerpunkt machen? „Das werde ich überlegen, wenn ich gewählt bin“, antwortete Klarsfeld recht luftig.

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