Bedrohte Natur: Whirlpools im Wald

Am Müggelsee werden 24 Urlaubsvillen gebaut - mitten in einem Landschaftsschutzgebiet. Natur- und Umweltschützer kritisieren das Projekt.

An Land geht es weniger spaßig zu. Bild: dapd

Auf den Großen Müggelsee kommt so einiges zu. Mit der Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens in wenigen Wochen naht der Fluglärm. Und am Mittwoch wurde am südlichen Ufer der Grundstein für eine exklusive Ferienhaussiedlung mit 24 Luxushäusern gelegt – mitten in einem Landschaftsschutzgebiet. Natur- und Umweltschützer lehnen das Vorhaben als planungsrechtlich unzulässig ab.

Der Bauherr, die Müggelseeterrassen Rübezahl GmbH, betrachtet die Villensiedlung neben dem einstigen Ausflugslokal Rübezahl als eine touristische Standortaufwertung und verspricht, mit dem Projekt die „nahezu verloren gegangene Ausflugsnatur am Müggelsee“ zurückzuholen. Im Juni 2013 sollen hier 24 Urlaubsvillen zur Miete für Berlin-BesucherInnen eröffnet werden. Jedes der rund 140 Quadratmeter großen Häuser wird über Sauna und Whirlpool verfügen. Und die Betreiber werben explizit damit, dass die Siedlung „inmitten eines Naturschutzgebietes“ liegt. Bisher war der Standort am südlichen Müggelseeufer vor allem Heimat des traditionsreichen Rübezahl, das vor einigen Jahren abgerissen wurde. Die Projektverantwortlichen sehen ihre Villensiedlung als Beitrag, den Standort wiederzubeleben. „Das Rübezahl wird nur durch eine ganzjährige Nutzung interessant“, sagt Sören Schwaar, Projektleiter der Müggelseeterrassen Rübezahl GmbH.

Doch Natur- und Umweltverbände lehnen das Bauprojekt ab „Wir stellen nicht die Idee einer Gaststätte infrage“, sagt Antje Stavorinus von der Nabu-Gruppe Treptow-Köpenick. Die Kritik bezieht sich vor allem auf die Dimension und die Entwicklungsperspektiven des Projekts. Denn der Große Müggelsee ist ein Fauna-Flora-Habitat-Gebiet nach EU-Richtlinie. Im See leben seltene Fischarten wie beispielsweise der Rapfen, zudem ist er Lebensraum vieler Wasservögel. Auch auf dem Villenbaugrund sind seltene Amphibien beheimatet. „Dort wurde die Zauneidechse gefunden, die als schutzwürdig eingestuft wird“, weiß Stavorinus. Zwar hätten Umsiedlungsmaßnahmen für die Tiere auf dem Gelände stattgefunden, der Zeitraum dafür sei jedoch zu kurz gewesen, kritisiert sie.

Die Betreiber verweisen auf Ausgleichsmaßnahmen für das Bauprojekt, die bereits beschlossen wurden. Eine kurze Auflistung wollte Projektleiter Sören Schwaar auf taz-Anfrage am Mittwoch nicht geben. Er teilt lediglich mit, dass 2.500 Quadratmeter für die Pflanzung neuer Bäume geschaffen würden – das Areal ist insgesamt 30.000 Quadratmeter groß. „Sie stellen die falschen Fragen, heute ist doch Grundsteinlegung“, so Schwaar. Auch das Bezirksamt Treptow-Köpenick spricht sich für das Projekt aus „Wir haben die Umwelteinwände abgewogen. Aber deren Maßstäbe sind sachlich nicht zutreffend“, sagte Ute Löbel, Leiterin des bezirklichen Stadtplanungsamts.

Auch eine offene Eisbahn und eine Mehrzweckhalle sollen auf dem Gelände errichtet werden. Manfred Schubert von der Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz Berlin hofft vor allem, dass die Ferienhäuser nicht langfristig in Eigenheime umgewandelt werden. „Es wird dort auch eine Hausmeisterwohnung geben. Wer sagt, dass dann nicht mehr dauerhafte Anwohner kommen?“ Projektleiter Schwaar weist diese Befürchtung zurück. Auch Ute Löbel vom Bezirksamt Treptow-Köpenick betont, eine spätere Umwandlung in Eigentumshäuser sei rechtlich ausgeschlossen.

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