Begonnene Räumung: Verschnaufpause hinterm Tacheles

Ein Gericht stoppt die Räumung der Metallwerkstatt auf der Freifläche - vielleicht nur für wenige Tage.

Am Montag wurde dann doch im Tacheles geräumt, statt in der Bank. Bild: dapd, Clemens Bilan

Eine Teilräumung des Tacheles endete am Montagvormittag in einem Patt: Polizisten und Künstler standen unschlüssig herum und gaben Interviews. Olaf Schmalbein, Gerichtsvollzieher am Amtsgericht Mitte, erklärte, der Anwalt der Gegenseite habe Einspruch gegen den Räumungsbeschluss eingelegt. "Das wird gerade vor Gericht geklärt, solange passiert hier nichts."

Um sechs Uhr hatten Schmalbein und Securityleute mit der Räumung der Metallwerkstatt begonnen. Nachdem ab April zuerst die Leute um das "Cafe Zapata", später einzelne Künstler vom Hinterhof gegen Abfindungen verlassen hatten, bot noch ein knappes Dutzend Metallbildhauer Kunstwerke hinter dem Kunsthaus an. Diesmal sollte ein Drittel von 100 Quadratmetern Werkstatt geräumt werden, berichtete Künstler Sebastian Rohr. Darauf sei man vorbereitet gewesen und habe weggeräumt, was gerettet werden sollte. "Plötzlich wollte der Gerichtsvollzieher aber die ganze Werkstatt räumen", schimpft Rohr. "Dagegen wehren wir uns mit Hilfe unseres Anwalts."

Ein Sprecher des Amtsgerichts Mitte sprach später von Unklarheiten, auf welche Fläche sich der Räumungsbeschluss beziehe. Dies kläre man nun in einer mündlichen Verhandlung. Anwalt Michael Schultz, der die Räumung für einen anonymen Investor begleitet, wertet den Einspruch als nichtig. "Noch in dieser Woche wird die Räumung fortgesetzt." Bis Ende Herbst solle der Hinterhof frei sein, dann gehe es im Haus weiter.

Die im Vorfeld erwartete Gegenwehr der Künstler bleibt aus. "Sehr kooperativ" hätten diese sich verhalten, so der Gerichtsvollzieher. Nur vier Polizisten überwachten die Räumung.

Das Tacheles wird nach der Pleite des Eigentümers von der HSH Nordbank zwangsverwaltet. Die Mietverträge der Künstler liefen 2008 aus. "Diejenigen, die noch da sind, haben bewiesen, dass es ihnen nicht ums Geld, sondern um ihre Arbeit geht", sagte Künstler Rohr. Mit der Teilräumung der Metallwerkstatt sei man sogar einverstanden gewesen. "Es sollte gesichert werden, dass wir erstmal noch ein weiteres Jahr hier bleiben können." Schon Ende Januar 2012 soll aber die im April abgesagte Zwangsversteigerung wiederholt werden.

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