Berliner Kita-Krise: Eltern in Nöten

Eine Elterninitiative fordert in einer Petition Maßnahmen gegen die Kita-Krise. Vor dem Abgeordnetenhaus protestieren sie für bessere Bedingungen.

Das Bild zeigt den Protest vor dem AGH

Protest mit Einhorn vor dem Abgeordnetenhaus Foto: Jonas Wahmkow

BERLIN taz | Das bunte Einhornkostüm, das Mascha Krüger am Dienstagmorgen auf der Kundgebung vor dem Abgeordnetenhaus trägt, täuscht fast über den ernsten Anlass hinweg. „Mein Kind war im Dezember nur vier Tage in der Kita“, berichtet die alleinerziehende Mutter. An allen anderen Tagen konnte ihr Kind nicht betreut werden: zu wenig Personal, Krankheit, Überlastung. „Langsam bekomme ich Existenzangst, dass mein Arbeitgeber dass nicht mehr lange mitmacht.“

Krüger ist Mitinitiatorin der Elterninitiative „Einhorn sucht Bildung“. In nur sieben Wochen haben sie 35.000 Unterschriften für eine Petition gesammelt, in der sie die Politik auffordern, stärker gegen die Personalnot in Kitas vorzugehen. Am Internationalen Tag der Sozialarbeit, eben dem Dienstag, übergibt die Initiative die Unterschriften der Politik.

Fast schon regelmäßig warnen Kita-Beschäftigte und Gewerkschaften vor einem Zusammenbruch des Kita-Systems. Immer weniger Er­zie­he­r:in­nen müssen immer mehr Arbeit leisten, krankheitsbedingte Ausfälle können nicht aufgefangen werden. Betreuungsangebote fallen kurzfristig aus oder die Kita bleibt ganz geschlossen.

Eine Belastung für alle Beteiligten

Die Situation ist nicht nur für die Er­zie­he­r:in­nen belastend, sondern auch für die Eltern. „Das Erste, was ich morgens mache, ist, aufs Handy zu schauen, um zu sehen, ob die Kita heute geschlossen ist“, berichtet Constanze Klunker, ebenfalls Mitinitiatorin von „Einhorn sucht Bildung“. Einfach im Homeoffice bleiben können sie bei ihrem Beruf nicht. „Dann müssen wir wieder rumkoordinieren, die Großeltern oder Freunde fragen.“

So wie ihnen ginge es vielen Eltern, sagen die Initiator:innen. Oft bleibe die Care-Arbeit wieder an den Frauen hängen, was letztlich dann auch zu erhöhter Belastung, schlechteren Berufschancen und Altersarmut führe.

Allein 9.000 Un­ter­zeich­ne­r:in­nen kommen aus Berlin, der jugendpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Alexander Freier-Winterwerb, nimmt sie für das Abgeordnetenhaus entgegen. „Es tut mir leid, was wir als Land Berlin den Mit­ar­bei­te­r:in­nen und Eltern zumuten“, sagt Freier-Winterwerb. Und: „Dafür möchte ich mich aus tiefstem Herzen entschuldigen.“

In der Petition fordert „Einhorn sucht Bildung“ vor allem mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen. Das geht nur mit mehr Geld, doch angesichts der Haushaltslage tut sich der Senat schon schwer, den Angestellten freier Träger die Hauptstadtzulage zu zahlen. Freier-Winterwerb schlägt als kurzfristige Linderung die Einrichtung eines „Springer-Pools“ vor, der zumindest kurzfristige Ausfälle auffangen kann.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.