Berliner Rapper angeschossen: Schüsse auf "Gettohelden" Massiv

Er besingt den Widerstand der Migrantenjungs gegen Ausgrenzungen. Jetzt verletzt ein Unbekannter ihn mit der Waffe - und verschwand.

Im Berliner Bezirk Neukölln niedergeschossen: Rapper Massiv Bild: dpa

Ein Unbekannter hat in Berlin auf den Rapper Massiv geschossen. Der 25-Jährige Musiker, der in wenigen Tagen eine neue Single veröffentlicht, wurde an der Schulter verletzt. Er verlor viel Blut, ist aber bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ein maskierter Mann war auf den bundesweit bekannten Rapper zugegangen und hatte mehrere Schüsse abgefeuert. Der Täter entkam in einem dunklen Fahrzeug. Die Polizei machte keine Angaben zum Motiv.

"Du willst mich gerne killen, aber kommst nicht an mich ran", rapt Massiv in einem Lied. Er war ein Held des Gettos, ein Vorbild für die halbstarken Migrantenkinder in den Berliner Bezirken Neukölln, Kreuzberg und Wedding, die wenig Perspektive für ihr Leben sehen. Die Plattenfirma Sony BMG investierte in den Aufsteiger, der zusammen mit dem Rapper Sido Auftritte hatte, 250.000 Euro.

"Er sieht richtig schlecht aus", sagt ein Sprecher der Plattenfirma, der den Rapper am Dienstag zur Aussage bei der Polizei begleitet hat. Massiv habe sehr viel Blut verloren und sei immer noch durcheinander. Er sei entsetzt über den Angriff - von Warnungen oder Drohungen im Vorfeld weiß er nichts. Die Rapper-Szene ist untereinander verfeindet, in letzter Zeit häufen sich brutale Attacken. Geschossen wurde aber bisher nicht. Auch Ermittler halten es für unwahrscheinlich, dass die Tat im Zusammenhang mit dem "Rapper-Krieg" steht.

"Klar sind das keine Freunde", sagt der Sprecher. Mit Waffengewalt habe dass allerdings nichts zu tun, Streitigkeiten würden über die Songs ausgetragen. Seinen Namen möchte er deswegen nicht in der Zeitung lesen, er hat Familie. Angst geht um, die Hintergründe sind noch völlig unklar.

Aufgewachsen ist der muskelbepackte Rapper, der eigentlich Wasiem Taha heißt, bei seinen palästinensischen Eltern in Pirmasens in Rheinland-Pfalz. Vor 25 Jahren mussten sie aus dem Libanon fliehen. Jugendarrest, Untersuchungshaft, schon mit Anfang zwanzig hatte er laut Jugendamt keine große Perspektive in Deutschlad.

Er zog nach Berlin, wurde dort als Künstler entdeckt und bekam einen Plattenvertrag. "Denn es gibt hier Tage, wo es wirklich hart und schwer ist. Jeder 3. hat ne Waage, jeder 2. dealt im Block. Jeder 1. konsumiert, nur jeder 10. hat nen Job", rapt er desillusioniert über seinen neuen Kiez in Berlin, den Bezirk Wedding.

Weil in drei Tagen die erste Single aus seinem neuen Album erscheint, wird das Opfer in einschlägigen Foren im Internet verhöhnt. Der Angriff sei billige PR, wird dort geschimpft. Der Sprecher ist entsetzt: "Es geht überhaupt nicht mehr um die Musik", sagte er der taz. Alle Termine sind vorerst abgesagt.

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