Berliner Szenen: Ganz besinnlich

Weihnachtsstimmung kommt manchmal auch durch Karpfenköpfe, kaltes Wasser, LED-Lichterketten und zwei etwas spezielle Katzen.

Schön, dass es elektrisches Licht gibt. Bild: dpa

Weil ich dieses Jahr nicht so richtig in Weihnachtsstimmung kam, half meine Mutter nach, indem sie mir am Tag vor Heiligabend per WhatsApp Fotos von Karpfenköpfen schickte. Karpfenkopf in Suppentopf.

Ab da war mir sehr besinnlich zumute. So besinnlich, dass ich mir abends an der Küchenreibe den halben Ringfinger wegschrappte und den Daumen am Ofen verbrannte. (Ich hielt ihn unter kaltes Wasser, was sich eh anbot, weil die Gastherme kaputt war und es nur kaltes Wasser gab.)

S. rief an und sagte, sie hätten gerade bei sich zuhause den Baum geschmückt. „Und“, fragte ich, „habt ihr echte Kerzen am Baum?“ „Tüllich“, sagte S. „So, so“, sagte ich, „wir haben immer nur ’ne Lichterkette.“ – „Echt?“ – „Weil wir Polen sind.“ – „Ihr freut euch, dass es elektrisches Licht gibt, ne?“ – „Ja.“ – „Ist ja auch schön.“ – „Ja.“

Natürlich ist es schön. Schön auch, dass es jetzt LED-Lichterketten gibt. Also, schön nicht, aber sparsam.

Dann rief M. an. Ob ich seine Katzen füttern könne über die Feiertage. Das muss so. Ich habe eine Umfrage gemacht. 155 Prozent aller Berliner füttern an Weihnachten die Katzen ihrer nichtberliner Freunde.

M. schickte mir zur Belohnung ein Foto von einem Pfeifhasen. Von Spiegel Online. Im Artikel dazu stand, der Pfeifhase ernährt sich von Moos. Haben Forscher rausgefunden. „Um auch die letzten Nährstoffe aus dem Moos herauszuholen, fresse der rund 15 Zentimeter lange Pfeifhase seinen Kot mehrfach.“

Wo wir auch schon beim Thema waren. M.s Katzen sind nämlich etwas speziell im Kopf. Katze 1 mobbt Katze 2. Deswegen pinkelt Katze 2 unters Bett und kackt in den Flur. Weil Katze 1 zeigen will, dass sie so was auch kann, pinkelt sie aufs Sofa und kackt ins Schlafzimmer. Das kannte ich schon. M. sagte, neu sei, dass Katze 2 auch in die Dusche pinkle. Ob ich das auch wegmachen könnte. Klar. Danke, sagte M., und alle freuten sich auf die Feiertage.

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Jahrgang 1986. Schreibt seit 2009 für die taz über Kultur, Gesellschaft und Sex. Foto: Esra Rotthoff

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