Bewegungstermine in Berlin: Zeit für Veränderung

Im dunklen Winter fällt es oft schwer, sich auf die Straße zu motivieren. Doch gegen staatliche Repression hilft nur gemeinschaftlicher Widerstand.

Demonstranten gehen hinter einem großen Transparent mit der Aufschrift «Gemeinschaftlicher Widerstand! - Solidarität mit den Betroffenen des Rondenbarg-Prozesses und Einstellung aller Verfahren» durch die Hamburg. Die Protestierenden sind schwarz gekleidet und vermummt, viele Antifa-Fahnen wehen. Sie protestieren gegen den ersten Gruppenprozess wegen schweren Landfriedensbruchs im Zusammenhang mit den Krawallen rund um den g20-Gipfel im Jahr 2017 . Das Bild ist von einer Demo am 5. Dezember 2020.

Was hilft gegen Repression? Widerstand! Foto: Markus Scholz dpa

Aktiv sein und für gute Gründe auf die Straße gehen, sich zu solidarisieren gegen herrschende Machtunverhältnisse, zu diskutieren und sich zu vernetzen, all das hilft gegen die Tristesse und die aufkommende Motivationslosigkeit während der dunklen Wintermonate in Berlin. Auch wenn der Januar zugegebenermaßen ein kräftezehrender Monat ist, in dem die Tage nur langsam etwas heller und länger werden, ist der Jahresbeginn bekanntermaßen auch eine gute Zeit für Veränderungen und Bewegung.

Wer bereits Demo-Erfahrung hat und im Zuge dessen Opfer von Polizeigewalt geworden ist, kann zur Beratung der Migrantifa Berlin in den Kiezladen Rote Lilly nach Neuköln kommen. Organisiert wird die Beratung gemeinsam mit der Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP). Im Anschluss findet ein gemeinsames Demo-Training statt, um sich selbst besser zu schützen, sicherer auf Demos zu gehen – und sie auch wieder zu verlassen (Mittwoch, 17. Januar, Emser Straße 114, 18 Uhr).

Um die Kassen zur Unterstützung für Betroffene von Repression zu füllen, findet im ZGK wie jeden dritten Donnerstag im Monat der darüberhinaus Antireptresen statt. Es gibt Musik, Bier, Softdrinks sowie diverse Cocktail-Spezials (Donnerstag, 18. Januar, Scharnweberstr. 38, 19 Uhr).

Gemeinschaftlicher Widerstand

Die Folgen eines Demo-Besuchs können verheerend sein – auch noch viele Jahre später. Während des G20-Gipfels in Hamburg wurden 2017 in der Straße Rondenbarg etwa 200 De­mons­tran­t:in­nen von einer Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) angegriffen. Etliche Protestierende wurden teilweise schwer verletzt. Es gab Massenfestnahmen. Gegen sechs der De­mo­teil­neh­me­r:in­nen geht im Januar dieses Jahres die Strafverfolgung im sogenannten Rondenbarg-Komplex in eine neue Runde.

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Die Vorwürfe lauten unter anderem schwerer Landfriedensbruch – obwohl den Beschuldigten keine konkrete Straftat vorgeworfen wird. Das zweifelhafte Vorgehen der Staatsanwaltschaft Hamburg macht kollektiven Widerstand gegen staatliche Repression und Solidarität an der Seite der Betroffenen nötig. Am Samstag findet deshalb die bundesweite Soli-Demonstration „Gemeinschaftlicher Widerstand“ in Hamburg statt (Samstag, 20. Januar, Jungfernstieg, 16 Uhr).

Von Berlin wird es eine gemeinsame Anreise mit dem Soli-Bus in die Hansestadt geben. Tickets dafür gibt es über eine Mail an gemeinschaftlichberlin(a)systemli.org. Als Spendenempfehlung sind 15 Euro genannt. Der Soli-Bus fährt am Samstag (20. 1.) um 10:30 Uhr vom Berliner Ostbahnhof los.

Was in Hamburg passiert ist, war kein Einzelfall. Auch in Lützerath hat sich die Polizei von ihrer schlechten Seite gezeigt. Vor einem Jahr räumte sie dort als Vollzugshilfe für den Energiekonzern RWE ein ganzes Dorf. Im aktuellen Heft der CILIP, das den Titel „Kontrolle im Kapitalismus“ trägt, geht es um die herrschaftsstabilisierende Funktion des Gewaltmonopols und das Verhältnis von Kapitalismus und Kontrolle. Auf der Release-Veranstaltung sind zwei Pro­fes­so­r:in­nen und Postdoc Jenny Künkel zugegen, die unter anderem zur Abschaffung der Polizei forscht (Samstag, 20. Januar, Skalitzer Straße 6, 18 Uhr).

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Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin.

Eine Person sitzt auf einem Ausguck. Sie trägt eine blaue Hose und hat eine goldene Wärmedecke um die Schultern geschlagen. Außerdem trägt sie eine weiße Maske und eine Mütze. Szenerie aus Lützerath

Wie lebt es sich im besetzten Weiler? Die taz-Autor*innen Aron Boks und Annika Reiß waren für die Kolumne Countdown Lützerath vor Ort. Zwischen Plenum, Lagerfeuer und Polizei

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