Birma: Der Mut der Mönche

Der Mönchsstand in Birma zählt rund 500.000 Mitglieder. Ihr Widerstand hat Tradition: Sie haben schon die britische Kolonialmacht vertrieben.

Angesehener Stand: Marschierende Mönche Bild: dpa

BANGKOK taz Die Mönche setzen immer stärker auf Konfrontation mit den Militärs. Seit einer Woche sitzen die friedlichen Männer nicht mehr überwiegend in Klöstern und praktizieren Riten für die buddhistischen Gläubigen in Birma, die die absolute Mehrheit in dem Land bilden. Seit sieben Tagen gehen sie ununterbrochen auf die Straße, in allen größeren Städten des Landes formiert sich der Protest. In kastanien- und orangefarbenen Roben trotzen sie dem strömenden Regen und fordern die Zivilbevölkerung öffentlich zum Widerstand gegen das Militärregime auf.

Für die Junta wird das Problem indessen immer größer. Dissidenten zu verhaften und wie üblich zu foltern ist die eine Sache. Doch mit drakonischen Maßnahmen gegen den im Land hoch angesehenen Mönchsstand vorzugehen, ist eine völlig andere. Das hatte die Junta nur während der von ihr blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung 1988 gewagt. Damals drohten aus Sicht des Regimes die Demonstrationen aus dem Ruder zu laufen. Allerdings schließen Beobachter auch bei den wachsenden Protestzügen Gewalt gegen die Demonstrierenden nicht mehr aus.

In Birma regiert seit 1962 eine Militärjunta von zwölf Generälen, die General Than Shwe anführt. Birma, von den Militärs in Myanmar umbenannt, ist eines der ärmsten Ländern Asiens, obwohl das Land reich an Erdöl und Gas und der weltgrößte Exporteur von Teakholz ist. Birma ist zudem Hauptlieferant von Heroin, dessen Produktion auch Junta-General Maung Aye aufgebaut haben soll. Das Land ist derart korrupt, dass selbst die Beförderung von Briefen nur über bezahlte Mittelsmänner bei der Post erfolgt. Es gibt keine stabile Wirtschaft, und die Lebensumstände der 50 Millionen Menschen in dem Vielvölkerstaat sind miserabel. Die letzten Wahlen 1990 hat die Nationale Liga für Demokratie von Aung San Suu Kyi gewonnen. Die spätere Friedensnobelpreisträgerin (1991) wurde vom Militär bis heute an der Regierungsübernahme gehindert. Seit 1989 steht sie mit kurzen Unterbrechungen unter Hausarrest.

Der Mut, den Militärs zu trotzen, kommt nicht von ungefähr: Schon in den 1940er-Jahren haben die Mönche Widerstand geleistet. Damals richtete er sich gegen die britischen Kolonialherren. In einem Gespräch mit dem in den USA ansässigen Sender Radio Free Asia hatte einst einer der angesehensten Würdenträger Birmas, der Mönch Sayadaw, erzählt, dass man die Engländer angegriffen habe, damit sie das Land verließen. Auch im Jahr 1988, bei der von Studenten geführten Demokratiebewegung, waren viele Mönche dabei.

Der Mönchsstand in Birma zählt rund 500.000 Mitglieder. Wie viele von ihnen letztlich bereit sind, gegen das Militärregime zu protestieren, bleibt abzuwarten. Ein älterer Mönch sagte kürzlich in einem heimlich aufgenommenen Interview mit einem ausländischen Sender, dass die Menschen in Birma "in Angst geboren und mit ihr aufwachsen" seien. Die jüngeren Mönche hingegen scheinen kampfbereit zu sein: Man wolle sich organisieren, war in den vergangenen Tagen aus Birma zu hören. Unklar sei, zu welchem Orden oder welcher Organisation die meisten Mönche gehörten, die derzeit auf die Straßen gingen, so der Analyst Maitri Aung Thwin. Sie könnten möglicherweise die Mönchsgemeinschaft insgesamt repräsentieren oder bestimmte andere Interessen vertreten.

Tatsache scheint aber zu sein, dass auch innerhalb des Klerus die Frustration durch die Junta wächst. Unter der Militärregierung sind alle unabhängigen religiösen Organisationen verboten. Der "Staatsrat für Frieden und Entwicklung", wie sich die Junta ironischerweise nennt, erkennt nur etwa zehn klösterliche Orden an. Diese sind dem "Staatlichen Koordinationsrat für Mönche" unterstellt.

Welchen Einfluss die protestierenden Mönche letztlich auf die Bevölkerung haben, ist noch nicht absehbar. Denn viele Angestellte des öffentlichen Dienstes und der Regierung arbeiten nicht mehr in Rangun, sondern in der neuen, im Dschungel erbauten Hauptstadt Naypyitaw. Die Landbevölkerung sowie die Bewohner in Städten wie Rangun oder Mandalay zum Widerstand zu bewegen sei leichter, als den Protest in die Hauptstadt zu tragen. Manche Kenner befürchten jedoch eine Spaltung des Militärs: "Die Mehrheit der Armee leidet längst unter der Misswirtschaft durch die Führung" so Soe Aung, Sprecher der in Thailand ansässigen prodemokratischen Gruppe National Council of the Union of Burma.

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