Bürgerkrieg in Syrien: Rebellen bekämpfen sich gegenseitig

Mindestens 19 Menschen starben bei einem Anschlag in Dschburin. Die Vernichtung des syrischen Chemiewaffen-Arsenals könnte ein Jahr dauern, betont Präsident Assad.

Ein Kämpfer der Freien Syrischen Armee in Idlib. Bild: reuters

DAMASKUS ap/rtr | Bei einem Bombenanschlag auf einen Bus in Syrien sind mindestens 19 Menschen getötet worden. Die Bombe sei am Straßenrand in der zentralen Provinz Homs deponiert gewesen, teilte ein Vertreter der örtlichen Behörden am Donnerstag mit. Mindestens vier Menschen seien bei dem Anschlag nahe der Ortschaft Dschburin verletzt worden.

Dschburin wird überwiegend von Alawiten bewohnt, einer religiösen Richtung, der zur schiitischen Ausrichtung des Islams gehört und dem auch Präsident Baschar al-Assad angehört.

Die Vernichtung des syrischen Chemiewaffen-Arsenals wird nach dessen Worten ein Jahr dauern und eine Milliarde Dollar kosten. „Wenn die USA bereit sind, dieses Geld zu bezahlen und das toxische Material nach Amerika zu bringen, warum tun sie es dann nicht?“, sagte Assad am Mittwoch in einem Interview mit dem US-Sender Fox News.

Er wies erneut jede Verantwortung für den Giftgas-Angriff am 21. August in Damaskus von sich und den Regierungstruppen.

Rebellen liefern sich Kämpfe untereinander

Unterdessen bekämpfen sich immer stärker auch die Aufständischen untereinander. Eine mit der Extremistenorganisation Al-Kaida verbundene Rebellengruppe habe am Mittwoch die Stadt Asas fünf Kilometer vor der türkischen Grenze gestürmt, berichteten Oppositionelle. Dabei seien mindestens fünf Kämpfer der Freien Syrischen Armee getötet worden, die der Westen unterstützt.

Es waren die schwersten Kämpfe, seit sich die Spannungen zwischen den unterschiedlichen Rebellen-Fraktionen vor einiger Zeit verschärft hatten. Der Konflikt unter den Aufständischen stürzt auch die Türkei in ein Dilemma, die die Durchreise der Kämpfer über ihr Gebiet in den Norden Syriens bisher duldet. Eine massive Präsenz von Al-Kaida direkt an ihrer Grenze dürfte der Türkei jedoch nicht recht sein. Asas liegt etwa 30 Kilometer nördlich von Aleppo in der Nähe des Grenzübergangs Al-Salamah.

Die Kämpfe zwischen den Rebellengruppen seien ausgebrochen, als eine Einheit der Freien Syrischen Armee das Vorhaben islamistischer Aufständischer vereitelt habe, einen deutschen Arzt zu entführen, sagte der Oppositionelle Abu Luai al-Halabi. Der Doktor arbeite als Freiwilliger in einem privaten Krankenhaus in Asas. „Mit der Einnahme von Asas sind die Islamisten der Kontrolle über den Grenzübergang einen Schritt nähergekommen“, sagte er. „Ihr Ziel scheint es zu sein, das ganze Gebiet nördlich von Aleppo zu erobern“. Andere Oppositionelle erklärten, die Freie Syrische Armee habe Verstärkung an den Grenzübergang geschickt, um ihn gegen Angriffe von Al-Kaida zu verteidigen.

Debatte um deutsche Chemie-Lieferungen hält an

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz, forderte derweil weitere Aufklärung über den Verbleib von Chemikalien, die Deutschland bis 2006 nach Syrien geliefert hatte. Der Verdacht, die Stoffe seien zur Herstellung von Giftgas benutzt worden, müsse ausgeräumt werden, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag dem rbb.

„Man sollte schauen, was man über den Verbleib und die damalige Verwendung noch herausfinden kann“. Am Vortag war bekanntgeworden, dass die beiden Vorgängerregierungen den Export von Chemikalien nach Syrien genehmigt hatten, die auch zur Herstellung des Giftgases Sarin nötig sind. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte daraufhin eine Prüfung der Vorwürfe an, erklärte aber, nach ihren Erkenntnissen seien die Chemikalien für zivile Zwecke genutzt worden.

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