Bundesweiter Aktionstag: Tausende für das Recht auf Asyl

Am Sonntag gab es in vielen Städten Proteste gegen die GEAS-Pläne. Die EU will damit Asylverfahren in den Mitgliedsländern neu regeln.

Stop-GEAS-Protest am Oranienplatz in Berlin

Neue Kämpfe, alter Ort: Protest für das Recht auf Asyl auf dem Oranienplatz in Berlin Foto: Seebrücke

BERLIN taz | Gleich der erste Redner attackiert die Grünen: „Wir brauchen keine Humanität und Ordnung“, sagt Tareq Alaows zum Auftakt der Stop-GEAS-Demonstration in Berlin – das sind die Schlagworte, mit denen die Grünen auf ihrem Parteitag gerade über die Asylpolitik diskutieren. „Was wir brauchen, ist eine Rückkehr zum normalen Zustand“, ruft der flüchtlingspolitische Sprecher von Pro Asyl. Denn es sei „nicht normal, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken und Frontex von oben mit Drohnen zuschaut, dass Menschen zwischen Grenzen festsitzen oder dass Familien getrennt werden“.

Rund 1.000 Menschen sind Sonntagmittag zur Demonstration auf den Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg gekommen, um von dort zur Parteizentrale der SPD zu ziehen. Kundgebungen und Aktionen gab es zeitgleich auch in Kiel, Bremen, Bielefeld, Dresden, Marburg, Köln, Mainz, Nürnberg und Würzburg. Tausende Menschen demonstrieren nach Angaben der „Initative Stop GEAS“ damit am Sonntag bundesweit für das Recht auf Asyl. Sie wollen, dass die Bundesregierung ihre Migrationspolitik an den Menschenrechten ausrichtet und dass das Europäische Parlament sich der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) widersetzt.

Im GEAS sind Mindeststandards zu Asylverfahren und zum Umgang mit Asylsuchenden in der EU festgelegt. Voraussichtlich noch vor der Europawahl im kommenden Mai sollen die Neuerungen im EU-Parlament beschlossen werden. Initiativen und flüchtlingspolitische Gruppen warnen davor, dass mit den GEAS-Plänen das Asylrecht in der EU verschärft und ausgehöhlt wird. Sie befürchten Menschenrechtsverletzungen und ein faktisches Ende des individuellen Grundrechts auf Asyl.

Kriminalisierung von Fluchthilfe

„In Museen hier in Berlin werden Menschen für Fluchthilfe geehrt“, sagt eine Rednerin von SOS Humanity in Berlin. „Heute dagegen werden Geflüchtete und ihre Helfer systematisch kriminalisiert.“ Mit ihren GEAS-Plänen wolle die EU sogenannte irreguläre Migration einschränken und „Schleuser“ bekämpfen. „Aber es gibt keine legalen Fluchtwege“, kritisiert sie.

Menschen stünden als Schleuser vor Gericht, weil sie in der Nähe des Schiffsmotors saßen, sagt die Sprecherin. „Bald könnten auch in Deutschland Menschen für Seenotrettung vor Gericht stehen“, fürchtet sie – Grundlage dafür biete die geplante Änderung des Aufenthaltsgesetzes, die der Bundestag noch bestätigen muss.

Das Bundesinnenministerium weist das bisher von sich. „Im Fall einer Übergabe an die Behörden sind die Personen formal nicht eingereist, sodass eine beabsichtigte Umgehung der Einreisekontrolle nicht vorliegt“, heißt es dort. Die Stop-GEAS-Kampagne überzeugt das nicht. „Wir unterstützen die Kämpfe der Menschen auf der Flucht“, sagt Alaows. Die Parlamente sollten sowohl die GEAS-Pläne als auch die Ausweitung des „Schleuser-Paragrafen“ ablehnen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.