Das Klimaabkommen in den Medien: Historisches als Randnotiz

Für viele deutsche Medien gibt es offenbar Wichtigeres als die Weltrettung. Das 5:0 von Leverkusen gegen Gladbach zum Beispiel – oder Weihnachten.

Ein alter Fernseher steht auf einem Tisch

Medium von vorgestern: Wer aktuelle News zum Klimagipfel erfahren wollte, musste schon auf Twitter schauen. Foto: imago/Westend61

BERLIN taz | Dass in Paris am Sonntagabend Geschichte geschrieben wurde, war für traditionelle deutsche MediennutzerInnen kaum zu merken. Auf den Titelseiten der überregionalen Sonntagszeitungen fand sich die Einigung auf den weltweiten Klimavertrag allenfalls als Randnotiz. Aufmacher waren „Geschenke“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), „Das fatale Ende eines Schulfachs“ (Welt am Sonntag) und „Weihnachtsgeld zu gewinnen“ (Bild am Sonntag).

Auch im Innenteil war wenig (Wams und Bams) bis nichts (FAS) zum aktuellen Ergebnis zu finden. Und am Redaktionsschluss, der Printredaktionen bei Abendereignissen schon mal vor unlösbare Aufgaben stellt, lag es in diesem Fall nicht: Das 5:0 der Leverkusener gegen Gladbach wurde in allen Zeitungen gewürdigt, obwohl der Schlusspfiff hier deutlich später kam als in Paris.

Eine Reportage von vor Ort wäre für die Welt aber ohnehin nicht möglich gewesen. Das überregionale Blatt aus Deutschlands größtem Zeitungsverlag hatte darauf verzichtet, einen Redakteur zur Klimakonferenz zu schicken – ein Alleinstellungsmerkmal unter den überregionalen Qualitätsmedien.

Nicht wesentlich besser war die Lage im Fernsehen: Wer gehofft hatte, ein Abkommen mit weltweiter Bedeutung wäre der ARD einen „Brennpunkt“ wert, wurde enttäuscht. Nach dreieinhalb Minuten Klimabericht in der „Tagesschau“ folgte um 20.15 Uhr eine dreistündige Quizshow, bevor die „Tagesthemen“ dem Thema immerhin die Hälfte ihrer 24-minütigen Sendezeit widmeten. Live zu verfolgen war die entscheidende Sitzung zudem im öffentlich-rechtlichen Kanal Phoenix; die Pressekonferenz der deutschen Umweltministerin streamten die ARD-Reporter anschließend dann nur noch per Periscope im Internet.

Doch wer sich wirklich für den Gipfel interessierte, verbrachte den Samstag vermutlich ohnehin nicht vor dem Fernseher, sondern auf Twitter: Weil der Kurznachrichtendienst auch von vielen Delegationen genutzt wurde, um neue Entwicklungen schnell zu verbreiten, konnten die Verhandlungen dort praktisch live mitverfolgt werden.

Anmerkung der Redaktion: In diesem Artikel stand zunächst, dass im Innenteil von Wams und Bams „nichts“ Aktuelles zum Klimagipfel stand und in der FAS „wenig“. Das war eine Verwechslung. In der Welt am Sonntag (Wams) gab es einen kurzen Kommentar, also „wenig“. „Nichts“ zum aktuellen Ergebnis stand im Innenteil der FAS. Wir bitten um Entschuldigung.

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