Depressionsdiagnose per Profilbild: Rorschachtest mit Instagram

Ein Algorithmus will anhand von Instagram-Fotos erkennen können, ob Menschen depressiv sind. Wieder so eine Big-Data-Phantasie!

Justin Bieber sieht traurig aus

Sieht Justin hier traurig aus? Das entscheiden nicht Sie, sondern Algorithmen Foto: ap

Depressive Menschen posten also grauere und blauere Fotos auf Instagram? Sie bevorzugen dunklere Farben und werden seltener geliket? Thanks, Captain Obvious, will man den Machern dieser neuen Studie der Universitäten Cambridge und Vermont zurufen. Doch die sind von ihren Untersuchungen zum Zusammenhang von geposteten Instagram-Bildern und Depressionen so überzeugt, dass sie sie als Frühwarnmechanismus für psychische Erkrankungen empfehlen.

Das wär ja was. Schon allein für die Werbewirtschaft – die nach der Dokumentation eines verregneten Ostsee-Urlaubs auf Instagram gleich wüsste: der User ist Zielgruppe für Glückstee. Wenn nicht gleich für die Suizid-Präventionsstelle.

Zusammenhänge, die auch Versicherer brennend interessieren dürften. Yay: Als kratzten nicht oder wenig gelikete Fotos nicht schon genug am Ego, müsste man bei zu geringer Popularität auch noch befürchten, als Depressionsrisikogruppe saftige Tarifaufschläge abzudrücken.

Neu sind solche Big-Data-Analysen nicht. Sexuelle Orientierung, Wahlverhalten, Schwangerschaften – all das erkennen Algorithmen erstaunlich treffsicher. Doch: Je mehr wir uns darauf verlassen, desto mehr unterwerfen wir uns der Diktatur des Durchschnitts. Algorithmen spucken Wahrscheinlichkeiten aus. Statistik, basierend auf Zusammenhängen der Vergangenheit. Was phantastisch sein kann – aber anzweifelbar bleiben muss.

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