Der Erfinder der Computermaus ist tot: Der Vater aller Mäuse

Ende der 1960er Jahre erfand Douglas Engelbart ein Gerät, das später als „Computermaus“ weltberühmt wurde. Trotz eines Patents wurde er nie reich.

Preisgekrönt, aber nie reich geworden: Mauserfinder Douglas Engelbart. Bild: dpa

NEW YORK dpa | Douglas Engelbart, Internetvisionär, Erfindergenie und Entwickler der Computermaus, ist tot. Der Amerikaner starb nach Angaben des Instituts SRI International, für das er Jahrzehnte arbeitete, am Dienstag in seinem Haus in Atherton bei Palo Alto. Engelbart erlag einem Nierenleiden. Er wurde 88 Jahre alt.

Ohne ihn würde die heute alltägliche Welt aus Computer und Internet anders aussehen. Engelbart galt nicht nur als genialer Tüftler, sondern auch als visionärer Denker. Schon in den 50er Jahren mahnte er, die Wissenschaft müsse die Fähigkeiten elektronischer Rechenmaschinen nutzen, um wahre Durchbrüche zu erzielen. Damals waren Computer teuer, füllten ganze Räume und erreichten eine Rechenleistung, die heute von Smartphones leicht überboten wird. Gleichzeitig war ihre Bedienung kompliziert: Wer damit arbeiten wollten, musste lange Befehlsfolgen eintippen.

Engelbart hatte im Dezember 1950, gleich nach seiner Verlobung, eine Vision: Er habe sich selbst vor einem Computer mit Symbolen auf dem Bildschirm gesehen, berichtete er später – doch fehlte dafür eine einfache Eingabemöglichkeit. Er tüftelte und stellte zusammen mit anderen Wissenschaftlern im Dezember 1968 ein Kästchen aus Holz vor, in dem sich zwei Rädchen drehten. Deren Bewegung wurde in ein Diagramm umgerechnet, das der Computer verstehen konnte. Und das wiederum in die Bewegung eines kleinen Zeigers auf dem Bildschirm. Die Maus war geboren, Engelbarts Demonstrationsvideo von damals ist noch heute als „Mutter aller Demos bekannt“.

Auch wenn die Fachwelt Interesse zeigte, konnte von einem Durchbruch keine Rede sein. Das dauerte noch 16 Jahre. Ende der 70er Jahre schlossen Forscher des legendären Forschungszentrum Xerox PARC eine Maus an den Computer Alto an, mit der man Befehle auf dem Rechner ausführen, Texte markieren und Dateien öffnen konnte.

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Apple-Mitgründer Steve Jobs sah den Alto 1979 und übernahm die grafische Benutzeroberfläche. Apples „Lisa“ war der erste Computer, der für die Maus ausgelegt war. Mit dem Macintosh erreichte sie dann breite Bekanntheit. In den späten 80er Jahren wurden die Geräte dann zum Standard. Auch Microsoft übernahm sie für Windows. Fast 30 Jahre nach Engelbarts Präsentation wurden Computermäuse zum alltäglichen Gegenstand, ja zum Wegwerfprodukt.

Heute werden jährlich mehr als eine Milliarde Mäuse produziert, vom Standardmodell für ein paar Euro über ausgefallene Liebhaberexemplare bis zu hochpräzisen Gamermäusen – die dann wieder einige Hundert Euro kosten können. Längst sind sie zum Symbol des Internetzeitalters geworden und schmücken Plakate oder Logos oder weisen auf Visitenkarten auf die E-Mail-Adresse hin.

Engelbart gehört zu den am häufigsten ausgezeichneten Ingenieuren der USA. Reich wurde er durch die Maus nicht, denn sie wurde erst populär, als das Patent schon auslief.

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