Der zeozwei Wochenüberblick #2: Stolz auf Deutschland sein?

Die Fünf-Minuten-Lektüre für Ökofreunde und Ökohasser: Informativ und unterhaltend, empathisch und bissig, intellektuell und populär.

Bild: taz

• Tony Abbott, überzeugter Klimawandel-Ignorant, ist nicht mehr australischer Premier.

• Braunkohle-Kraftwerke haben zwischen 2007 und 2013 31 Prozent an Profitabilität eingebüßt, Steinkohle-Kraftwerke 44 Prozent.

• Der französische Bauer Paul François gewinnt einen wegweisenden Prozess gegen Monsanto. Er war durch Einatmen eines hochgiftigen Herbizids schwer krank geworden. Jetzt muss ihn der Agrochemiekonzern entschädigen.

• Malcolm Turnbull, neuer Premier Australiens, will erst mal Abbotts Klimapolitik fortsetzen.

• Der Preisrückgang von Strom ist die Folge gesunkener CO2-Preise.

• Die Schneedecke in Kaliforniens Sierra Nevada-Gebirge ist geschrumpft wie seit 500 Jahren nicht (Nature Climate Change).

„Entscheidend für das Pariser Klimaschutzabkommen wird sein, dass Obama und Angela Merkel trotz der NSA-Abhöraffäre gut zusammenarbeiten.” Jennifer Morgan, Klimakonferenz-Expertin, in der zeozwei-Titelgeschichte: „Wer spielt wie bei der Pariser Klimakonferenz – und warum?”

Caitlyn Jenner, vormals Bruce Jenner, ist unmittelbar nach ihrer Geschlechtsumwandlung im Mai Vegetarierin geworden. Experten sind überzeugt, dass Ernährung geschlechtsspezifisch ist. Weltweit leben doppelt so viele Frauen fleischfrei wie Männer.

Harald Welzer ist „stolz” auf das Bürger-Deutschland, das sich für Flüchtlinge engagiert. Deutschland sei in der Nachfolge der von George W. Bush ruinierten USA zum „Sehnsuchtsland für Menschen aus aller Welt geworden”, schreibt der Sozialpsychologe und Klimakulturwissenschaftler im Spiegel der vergangenen Woche.

Stolz auf Deutschland? Das war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Rechten und Nazis überlassen. Dieses Gefühl prägt Teile des linksgrünen Milieus heute noch: Man ist nicht stolz auf Deutschland. Bestätigt einen nicht die Politik der Bundesregierung aus Union und SPD? Welzer benutzt das Wort bewusst und strategisch – als Überwindung des Zustands, in dem Linksliberale im Bewusstsein für die furchtbare Geschichte des Landes sich nur eine negative Identität gestatten wollten „und sich gerade in dieser Zerquältheit supergut” fanden.

Der Gründer der Klimakultur-Stiftung futurzwei spürt jetzt „ein Gefühl der Zugehörigkeit”, da die Gesellschaft den Abstand zwischen „Werten und Taten so sehr verringert, wie es in der Nachkriegsgeschichte noch nicht der Fall war.” Dieses Gefühl von Zugehörigkeit sei nicht die Abschaffung von Kritik, sondern ihre Voraussetzung. Es entsteht, wenn man selbst aktiv wird. Für etwas. Das ist ganz genau auch der inhaltliche und emotionale Kern jener Bürgerbewegung, die in den kommenden Jahren die sozialökologische Transformation entwickelt, die in zeozwei diskutiert wird.

Themen der Woche

Klimaflüchtlinge: Die Flüchtlinge von heute sind nur die Vorhut der Millionen, die in den nächsten Jahrzehnten vor Flut, Dürre, Hunger und Tod fliehen müssen. Bernhard Pötter fragt sich: Wer gibt ihnen Asyl?

China: „Die schlimmsten Kapitalisten sind die Kommunisten von früher”, behauptet der Schriftsteller Wladimir Kaminer in zeozwei. Der Publizist Franz Alt nimmt das zum Anlass für einen Kommentar: „Die Entwicklung in China scheint Kaminer recht zu geben. Was heißt diese Erkenntnis für den Weltklimagipfel?”

Klimakonferenz in Paris: Der aktuelle Überblick, welche Länder ihre Klimaschutzversprechen für Paris schon eingereicht haben.

That wraps it up for today. Until next week: Keep your feet on the ground and keep reaching for the stars. 

Fragen, Beiträge, Themenscouting? unfried[at]taz[dot]de

zeozwei auf Twitter folgen? @zeozwei

Den zeozwei Wochenüberblick von zeozwei-Chefredakteur Peter Unfried können Sie gerne auf unserer Facebook-Seite dikutieren.

Für alle, die die neue Autoliste des VCD gesehen haben und jetzt denken: Toll, Autos werden spektakulär verbrauchsärmer. Think twice. Hier ein kleiner Hinweis auf eine Studie aus dem Jahre 2014. Sie zeigt, dass die Gewinne zum Teil auf das Konto der optimierten (uncharmant gesagt: realitätsverfälschenden) Tests gehen. Der Unterschied zwischen Testzyklus und echtem Verbrauch beträgt im Schnitt inzwischen mehr als 30 Prozent. 

Naomi Oreskes, Erik M. Conway: Vom Ende der Welt (Oekom). Eine Rückschau aus dem Jahre 2393, in dem Historiker herausfinden wollen, warum die Weltgesellschaft im 21. Jahrhundert wider besseres Wissen die Klimakatastrophe nicht verhindert hat – und nur China sich retten konnte. Die Rezension von Beate Willms finden Sie in der aktuellen zeozwei.

20. September, Hambacher Forst: Waldführung durch das, was davon übrig ist – im künftigen Braunkohleabbaugebiet. Anmeldung an info@zobel-natur.de

25. September, Köln, Critical Mass: Fahrraddemo für Radstadtentwicklung, Ludwigplatz, 17.30 Uhr. www.critical-mass-cologne.de