Die Lage in Mali: Keiner traut mehr der Armee

Das Leben in Mali wird immer unsicherer. Islamisten und Regierungstruppen kämpfen um Konna. Die Rufe nach Hilfe aus dem Ausland werden lauter.

Martialisch: Ein islamistischer Kämpfer im Hof einer Polizeistation im von Rebellen beherrschten Norden Malis. Bild: afp

COTONOU taz | Sie sollen ruhig bleiben und auf die Kraft der Armee vertrauen – das fordert die Interimsregierung von Mali von den Bürgern des Landes. Außerdem betont sie auf ihrer Homepage, alles sei vorbereitet, um die Terroristen zu verscheuchen. Doch die Stimmung im Land ist eine andere.

Issa Ballo, der mit seiner Familie in Mopti – der letzten größeren Stadt, die noch unter der Kontrolle der Regierung steht – lebt, glaubt nicht wirklich an die Hilfe der malischen Armee. „Heute Nachmittag ist es zwar etwas ruhiger aber gestern hatten wir wirklich Angst“, erzählt er am Telefon.

Als bekannt wurde, dass in Konna, einer Kleinstadt 70 Kilometer nördlich, gekämpft wird, hätten viele Bürger versucht, irgendwie in die Hauptstadt Bamako zu gelangen. Kämpft die Armee wie am Freitagmittag angekündigt weiter, könnte sich das schnell wiederholen. Denn so würde das Leben in Mopti immer unsicherer.

Widersprüche und Gerüchte

Wo die Armee genau steht und wie stark sie noch ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Die Informationen darüber sind widersprüchlich und basieren meist auf Gerüchten. Issa Ballo will sich deshalb nicht auf die Streitkräfte verlassen. „Was jetzt noch hilft, ist ein internationaler Militäreinsatz. Wir brauchen Unterstützung von außen – dringender als je zuvor“, sagt er.

Das sieht mittlerweile auch der UN-Sicherheitsrat so. Am Donnerstagabend forderte das Gremium die Mitgliedsstaaten auf, die malische Armee beim Kampf gegen Terroristen und andere Gruppen, die den Norden besetzt halten, zu unterstützen. Laut Masood Khan, dem pakistanischen Präsidenten des Sicherheitsrates, schwächt die aktuelle Lage Stabilität und Integrität von Mali weiter. Das bedrohe Frieden und Sicherheit nicht nur Malis, sondern international.

Besonders bedroht vom Zerfall Malis sind die Nachbarländer Niger und Burkina Faso. Dessen Regierung will nun 1.000 Soldaten an die Grenze zu Mali schicken. Es gilt als wahrscheinlich, dass Islamisten und Terroristen längst ins Grenzgebiet eingesickert sind und die schwer zu überblickende Region zwischen beiden Staaten als Rückzugsgebiet nutzen. Dort halten sich nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR auch knapp 36.000 Flüchtlinge auf – eine kleiner Teil der rund 412.000 Menschen, die im vergangenen Jahr aus dem Norden Malis geflohen sind.

Westerwelle schließt deutschen Einsatz aus

Trotz dieser Lage setzt Bundesverteidigungsminister Guido Westerwelle weiterhin auf die Politik. Am Freitag betonte er in Berlin, die politische Bemühungen um eine Lösung müssten intensiviert werden. „Allein eine militärische Lösung“ würde es nicht geben. Einen Einsatz von deutschen Soldaten schloss Westerwelle derzeit aus. Allerdings sei es richtig, die Bemühungen um eine Eingreiftruppe „mit Hochdruck“ voranzutreiben.

Am 20. Dezember hatte der Sicherheitsrat den Einsatz von 3.300 afrikanischen Soldaten genehmigt, die die Mitgliedsstaaten der Westafrikanischen Regionalorganisation ECOWAS stellen wollen. Wann AFISMA, die „Afrikanisch geführten Internationalen Unterstützungsmission in Mali“, nun tatsächlich eingreift, ist jedoch noch unklar. Häufig heißt es: nicht vor September 2013.

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