Die Sprachkritikerin Luise F. Pusch: Der Crash und die Frauenquote

Luise F. Pusch ist eine Heldin der feministischen Sprachkritik. Dann hatte sie eine Idee: die Frauenquote fürs Cockpit. Es folgte ein Shitstorm.

Fliegende Frauen: eine Pilotin im Zeppelin. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Shitstorm kam prompt. Die Sprachkritikerin Luise F. Pusch hat es in einer Glosse gewagt, angesichts der vom Kopiloten zum Absturz gebrachten Germanwings-Maschine die Geschlechterfrage zu stellen. Ihr Vorschlag, publiziert auf der Internetseite des Frauenmagazins Emma: eine Frauenquote fürs Cockpit.

Geschmacklos, schamlos, taktlos – das sind noch die harmloseren Vorwürfe, die via Twitter und Facebook über Pusch und Emma hereinbrechen. „Feministisches Hijacking“, titelt die Internetplattform telepolis. Von „Skandal-Kommentar“, „billiger Quotenwerbung“ und „geistiger Bruchlandung“ ist die Rede. „Instrumentalisiert die Emma hier wirklich Tote für die Quote?!?“, fragt SZ-Korrespondent Robert Roßmann auf Twitter.

Pusch zieht in ihrer Glosse eine Linie von der am Freitag im Bundesrat verabschiedeten Frauenquote für die Aufsichtsräte von Großkonzernen und den Geschlechterverhältnissen in den Cockpits der Germanwings-Mutter Lufthansa. Nur 6 Prozent der PilotInnen sind weiblich. Die Suizidquote ist bei Männern viermal so hoch wie bei Frauen, erklärt Pusch: „Die Lufthansa könnte also das Risiko, dass ihre Piloten das Flugzeug zu Selbstmord und vielfachem Mord missbrauchen, mit jeder Frau, die sie zur Pilotin ausbilden, ganz erheblich reduzieren.“

Luise F. Pusch. Bild: privat

Pusch ist eine der Nestorinnen der feministischen Sprachkritik in Deutschland. Seit den 1970er Jahren haben Feministinnen ihre Bücher mit großer Begeisterung gelesen und verschenkt. Sie ist bekannt geworden mit ihren Büchern über berühmte Mütter, Schwestern, Töchter oder über Frauenpaare. Ihr ganzes Schaffen ist darauf ausgerichtet, unsichtbare Frauen sichtbar zu machen: in der Sprache und damit im Bewusstsein.

In ihrer Glosse fragt sie sich, warum die Verantwortlichen bei der Lufthansa nicht auf die Frauenquote als Vorbeugung gegen Suizid-Abstürze kommen. „Es wird derselbe blinde Fleck sein, der aus den beiden getöteten Lehrerinnen aus Haltern ’Lehrer‘ und aus den 14 getöteten Mädchen und zwei Jungen ’16 Schüler‘ macht“, lautet ihre Antwort.

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