Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Frigida, ja nun. Dann noch der heimatdurchtriebene Seehofer und die Bundesjugendspiele als Wiedergutmachung für Mathe-Loser.

Horst Seehofer mit erhobenen Daumen

„Hotte statt Totte“, das wär doch mal ein Slogan. Foto: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Allerletzte Chance für einen Deal mit Griechenland.

Was wird besser in dieser?

Germanisten beschließen neue Steigerungsform „am allersten“.

Joachim Gauck hat der Queen als Geschenk ein Bild überreicht, das sie auf einem Pferd mit ihrem Vater zeigt. Die Queen war „not amused“ und irritiert. Was wäre ein besseres Geschenk gewesen?

Nun, die Queen erschrak, denn für den Gegenbesuch müsste sie ein Bild in Auftrag geben, dass den kleinen Jockel neben seinem Vater zeigt, NSDAP-Mitglied und in der Uniform eines Marineoffiziers.

Horst Seehofer hat mal wieder über massenhaften „Asylmissbrauch“ gewarnt. Perfekter Zeitpunkt, um ihn abzuschieben – raus aus der Politik, oder?

Freue mich auf den CSU-Slogan „Hotte statt Totte“. Der Chefbayer antwortete auf die Rede des Bundespräsidenten zum „Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung“: Gauck spann dort den Bogen von den „geflüchteten und vertriebenen Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg“ zur Not der Flüchtlinge heute. Sprich : Gauck hüpft zu kurz und davon schafft Seehofer dann nochmal die Hälfte. Der frühere Vorsitzende des Zentralrates der Juden, Ignatz Bubis, wies darauf hin, dass er als deutscher Jude „heimatvertrieben“ worden sei, und rückte damit selbstgefällige deutsche Opferlogik gerade. Unsere Verantwortung gegenüber Flüchtlingen rührt auch aus unseren Verbrechen, nicht nur aus dem Umstand, dass wir später auch Opfer wurden. Gauck mag pragmatisch darauf abzielen, die konservativen Milieus eher mit dem Vertriebenen-Vergleich bei der Ehre zu packen. Für einen Heimatdurchtriebenen wie Seehofer aber gilt: Wo nix ist, kann man nicht packen.

Wikileaks hat enthüllt, dass auch französische Spitzenpolitiker jahrelang vom NSA abgehört wurden. Das muss der „grande nation“ doch schmeicheln, oder?

Bei gewöhnlichem Stalking rät die Kripo erstens: null Reaktion zeigen und zweitens: absolute Offenheit allen Mitbetroffenen gegenüber. Auf unseren psychotisch freidrehenden guten Freund USA bezogen hieße das erstens: Wichtiges besprechen wir da, wo Du nicht hinkommst, und zweitens: Selektorenliste an die Öffentlichkeit. Wikileaks hat – woher auch immer – kleinste Ausschnitte enthüllt und damit vor allem: dass dort viel mehr zu enthüllen wäre. Ein Ende der Ausspähungen zu fordern mag heuchlerisch sein. Eine Offenlegung aller Informationen zu fordern mag naiv sein. Das deutsche Gezerre um einen „Ermittlungsbeauftragten“ umreißt schemenhaft, wie ruiniert etwa die deutsch-französische Freundschaft sein dürfte, wenn der Anteil deutscher Dienste ruchbarer würde.

Es läuft gerade eine Onlinepetition gegen die Bundesjugendspiele. Haben Sie auch immer nur eine Teilnahmeurkunde bekommen?

Ja, und ich fand es den jährlichen Tag der Gerechtigkeit für alle Mitschüler, die nicht mit Kassenbrille zur Welt gekommen waren und die man anderntags in Mathe und Deutsch wieder leiden sah. Es ist sehr ok, wenn die Schule auch vermittelt, wie schön egal es ist, nicht in allem bestens zu sein. Zudem gab es mal eine Disziplin 10 x 100 – Meter-Staffel, in der selbst Wanderdünen wie ich mitlaufen durften – Teamgeist. Die Urheberin der Petition nahm die gefrustete Heimkehr ihres nicht siegreichen Neunjährigen zum Anlass. Eine Alterative wäre, ihn für´s Mitmachen zu feiern.

Seit Tagen wird in Freital gegen eine Flüchtlingsunterkunft protestiert. Nur ein paar verwirrte Nazis oder droht ein neues Rostock-Lichtenhagen?

Das hat jetzt ein bisschen gedauert, bis ich mit dem Lachen über den Namen der örtlichen Pegida-Version fertig war. Frigida. Ja nun. Sexuelle Enthaltsamkeit wird sympathisch, wenn man die Produkte jahrzehntewährenden Inzests dort in die Kameras blöken hört.

Die griechische Regierung hat eine Zusatzbelastung für Unternehmen gefordert, die mehr als 500000 Gewinn im Jahr machen. Die Gläubiger-Institutionen halten das für wachstumsfeindlich und fordern den Gesundheitsbeitrag für Rentner zu erhöhen. Geht´s noch?

Das lernen Steuerberater doch in der BWL-Krabbelgruppe, wie man Gewinne vor Steuern verschwinden lässt. Also träfe diese Steuer nicht den griechischen Mittelstand – gibt ´s den noch ? Sondern Gewinne, die man mit aller Gewalt nicht mehr unter die halbe Million rechnen könnte. Und denen täte es in der Tat weniger weh. Die „Institutionen“ , sprich : Gläubigerbanken – fordern auch höhere Steuern für Tourismus und Schiffsverkehr. Kurz : Fragte man, wie man z.b. die griechische Restwirtschaft ruinieren könnte, käme ungefähr das gleiche dabei heraus.

Und was machen die Borussen?

8ter Spieltag in München, 12ter gegen Schalke. Datum der ersten Trainerdiskussionen wird hier noch bekannt gegeben.Fragen: LOU/MAF

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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