Die Wochenvorschau für Berlin: Bei Regen vorwärts für den Frieden

Geht's voran oder eher zurück? Es stehen Fragen zum gesellschaftlichen Fortschritt: Beim Ostermarsch, der Karfreitagsprozession – und beim Wetter.

Frieden? Sonnenschein? Das ist ein bisschen zu Viel der Erwartungen an diese Woche Foto: dpa

Es gibt Zeiten, da weiß man nicht so recht: Geht es voran oder zurück? Sollte man den Blick lieber in die Vergangenheit richten oder damit abschließen und nach vorne schauen? Die Woche vor Ostern ist so eine Zeit: Ist jetzt noch Winter oder doch schon Frühling? Manchmal heißt die Antwort: beides!

So zieht am Donnerstag die Berliner Kältehilfe die Bilanz ihrer Hilfssaison. Von November bis Ende März bot sie zusätzliche Übernachtungsplätze und eine medizinische Versorgung für Obdachlose. Und da deren Zahl stetig steigt, kann die Bilanz dieses Winters (der ja erst spät kam, dann aber heftig) noch so gut sein. Der Appell für die nächste Kältephase wird heißen: Politik und Gesellschaft müssen noch viel mehr tun, um zu verhindern, dass Menschen auf der Straße erfrieren; dass Familien, die ihre Wohnung verlieren, dauerhaft in die Obdachlosigkeit abrutschen.

Auch die Deutsche Bahn blickt zurück: Am Dienstag ist die Superduperschnellfahrtstrecke zwischen Berlin und München, wo die Züge in der Spitze bis zu 300 Stundenkilometer schnell fahren, 100 Tage alt. Und nachdem das Projekt kurz nach dem Start wenig zum Ruhm der Bahn beigetragen hat (viele Züge hatten so viel Verspätung, dass der ganze Zeitgewinn durch die Direktverbindung dahin war), dürfte jetzt sicher alles superduper sein. Tippen wir mal. Heißt für die Zukunft: Mal schnell nach München fahren ist jetzt eine realistische Option.

An eine düstere Zeit, den Ersten Weltkrieg, erinnert die Berliner Karfreitagsprozession. 2018 ist das Ende des gegenseitigen Massenabschlachtens mit staatlicher und kirchlicher Legitimierung genau 100 Jahre her. Angeführt wird der Zug, Start ist um 11 Uhr, von Bischof Markus Dröge, Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein und Erzbischof Heiner Koch. Und so manche der Mitmarschierenden werden sich am Freitag fragen, was wir daraus gelernt haben.

Eine Lehre ist der traditionell am Ostersamstag postulierte Wunsch nach Frieden. Um 12 Uhr startet der Berliner Ostermarsch, diesmal vom ­U-Bahnhof Turmstraße. Es ist auch das Treffen aller sich irgendwie als kommunistisch oder sozialistisch bezeichnender Gruppen und Splittergruppen sowie einiger aufrechten Kämpfer für Gerechtigkeit. Allerdings ist die Beteiligung der stetig kriegerischer werdenden Welt nicht größer geworden. Und so stellt sich im angeblich so ungläubigen Berlin die Frage: Kommen mehr Menschen zum Ostermarsch oder laufen doch mehr bei der Karfreitagsprozession mit?

Ganz eindeutig zurückgeblickt wird an den Ostertagen in der Zitadelle Spandau.Am Samstag startet dort das zwölfte Oster-Ritterfest.Das hat ­weder was mit Ostern noch mit Frieden zu tun, sondern einfach mit Spektakel. Und wird dann Frühling sein oder noch Winter? Das hängt davon, ob man sich 8 Grad und Regen schönreden kann.

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