Diebstahl von Goldvermögen: Irlands glückloser Nazi

Die rechtsradikale National Party in Irland grämt sich, weil ihr Goldschatz gestohlen wurde. Der Fall wirft Fragen auf: Parteien müssen Konten offenlegen.

Politiker Justin Barrett am Mikrofon.

Justin Barrett von der National Party bei einer Rede 2020 Foto: Niall Carson/PA Wire/picture alliance

DUBLIN taz | Woher haben Irlands Nazis so viel Gold? Vor einigen Wochen hat die irische Polizei einen Batzen des Edelmetalls im Wert von 400.000 Euro sichergestellt. Es war angeblich aus einem Tresorraum der rechtsextremen National Party gestohlen worden. Parteichef Justin Barrett hatte den Diebstahl bei der Polizei angezeigt und gleichzeitig zwei Mitglieder aus der Partei ausgeschlossen, die er verdächtigte, sich Zugang zum Tresor verschafft zu haben.

Der Diebstahl sei „Verrat an der Partei, und weil die Partei der letzte Vorreiter der irischen Nation in der Stunde der Not ist, auch ein Verrat an Irland“, sagte Barrett. Er musste deshalb „widerstrebend die Polizei einschalten“, obwohl dadurch der Goldschatz der Nazis überhaupt erst bekannt wurde. Die Polizei will nun herausfinden, wem das Edelmetall eigentlich gehört.

Eigentlich sind politische Parteien in Irland verpflichtet, ihre Konten offenzulegen. Das hat die National Party seit ihrer Gründung 2016 nicht getan, was aber keine Folgen hat, denn Sanktionen sind im Gesetz nicht vorgesehen. Barrett sagt, das Gold sei „über Jahre durch Opfer der Mitglieder und Unterstützer angesammelt“ worden. Es sei die Parteireserve, falls die Währung kollabiere.

Der Mitgliedsbeitrag der National Party beträgt 20 Euro im Jahr, und die Zahl der Mitglieder ist überschaubar. Die Partei hat lediglich Spenden in Höhe von 10.000 Euro für die Jahre 2019 und 2020 gemeldet. Die Hälfte kam von Barrett und seinem Stellvertreter James Reynolds, die andere Hälfte stiftete ein Sympathisant namens Patrick Clancy.

In eine Menschengruppe gerast

Seit 2022 versucht die National Party, in den irischen Gemeinden in den USA Fuß zu fassen. Koordinator vor Ort ist ein Eoin Murphy aus Massachusetts. „Meldet euch, wenn ihr daran interessiert seid, den gälischen Geist des irischen Amerika wiederzubeleben“, schrieb er in den sozialen Medien.

Offenbar konnte er einen prominenten Rechtsradikalen gewinnen, so hat eine Recherche der Irish Times ergeben: Jim O’Brien aus Florida, ein 50-jähriger US-Amerikaner mit irischem Pass. Er nennt sich bisweilen Padraig Martin und wurde 2017 bei der rassistischen Demo „Unite the Right“ in Charlottesville festgenommen. Bei dieser Demonstration war ein Mann aus Ohio in eine Gruppe von Gegendemonstranten hineingerast, eine 32-jährige Frau kam ums Leben.

Die National Party will unter anderem, dass Kinder, die in Irland geboren werden, kein Anrecht auf die irische Staatsbürgerschaft haben, wenn die Eltern Ausländer sind. Barrett ist des Öfteren bei Nazi-Veranstaltungen in Italien und Deutschland aufgetreten und zitiert gerne Adolf Hitler. Früher war es ihm peinlich, als das öffentlich wurde. Er habe nicht gewusst, um welche Organisationen es sich gehandelt habe, rechtfertigte er sich, obwohl die vielen Hakenkreuzfahnen im Publikum ein Hinweis hätten sein können.

Allerdings ist es Barrett nicht gelungen, vom weltweiten Aufschwung rechtsextremer Organisationen zu profitieren. Die National Party ist nicht mal bei irischen Lokalwahlen in Sichtweite eines Mandats gekommen. Bei der Nachwahl im Wahlkreis Dublin Bay South holte Barrett vor zwei Jahren 0,7 Prozent.

Interne Fehde

Der Gold-Klau deutet deshalb auf eine interne Fehde hin: Barretts Gegner machen ihn dafür verantwortlich, dass es keinerlei Fortschritte gebe, trotz des Unmuts in Teilen der irischen Bevölkerung über die Aufnahme von 80.000 Flüchtlingen aus der Ukraine. Seine Partei gleitet Barrett aus den Händen, da wollte er wenigstens das Gold festhalten. Er sagte trotzig: „Ich werde aus diesem Feuer gestählt hervorgehen: Hitze macht aus Eisen Stahl.“

Schlimmer als die Kritik trifft Barrett womöglich ein Spottartikel des Journalisten Frank McNally: Er vergleicht die Affäre mit der Geschichte „Der goldene Hort“ von James Stephens aus dem Jahr 1912. Dort verschwindet Gold, das den Leprechauns aus der Welt der Feen gehört. Beide erklären die Anhäufung des Goldes mit fast denselben Worten, beide rufen notgedrungen die Polizei zu Hilfe. Aber Leprechauns verschwinden, wenn man die Augen von ihnen abwendet.

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