Dortmunder Durchmarsch: Mats Hummels und das Kollektiv

Dank einer homogenen Leistung des jungen Teams kämpft der BVB den HSV nieder. Vor allem Mats Hummels steht für das erfolgreiche Kollektiv Dortmunds.

Absolut zentral in Dortmund, und doch nicht gut genug für Löws DFB-Kader: Verteidiger Mats Hummels. Bild: reuters

DORTMUND taz | Als er im Bauch des Westfalenstadions verschwand, lag tiefe Freude in den Zügen von Mats Hummels. Wie schon seit Wochen hatte der Innenverteidiger auch bei Borussia Dortmunds 1:0-Sieg gegen den Hamburger SV großartig gespielt.

Komfortable acht Punkte beträgt der Vorsprung des BVB auf den sechsten Tabellenplatz mittlerweile, selbst die Distanz zur Spitze ist überschaubar, und doch gab es am Samstagabend ein Thema, dessen bloße Erwähnung Hummels betrübte: die Nationalmannschaft.

Trotz seiner fantastischen Form und der zuletzt nicht wirklich überzeugenden Innenverteidigung in DFB-Team hat Bundestrainer Joachim Löw den Dortmunder nicht zum Fitnesstest eingeladen, der in den nächsten Tagen in Sindelfingen stattfindet. "Ich bin nicht enttäuscht oder wütend", behauptete Hummels zwar, doch die Freude war schlagartig aus seinem Gesicht verschwunden. Schließlich bedeutet diese Nichtberücksichtigung, dass Hummels kaum mehr eine Chance hat, mit zur WM nach Südafrika zu fahren.

In Dortmund versteht kaum jemand Löws Entscheidung. "Er hat schon gehofft, dabei zu sein", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp. In der Partie gegen den HSV war Hummels erneut Führungsfigur einer homogenen, vor allen Dingen aber leidenschaftlich kämpfenden Defensive, sechsmal am Stück hat der BVB gewonnen und ist seit zwölf Partien ungeschlagen.

Nur zwei Hamburger Chancen ließen die jungen Dortmunder zu, das Tor des Tages gelang Nelson Valdez (36.). Von zwei fußballerisch ähnlich ausgestatteten Mannschaften wurde die eine einfach niedergekämpft.

Es wäre spannend gewesen, Ruud van Nistelrooy im Duell mit Hummels und seinem ähnlich engagierten Innenverteidigerkollegen Neven Subotic zu sehen; leider kommt der Wechsel des holländischen Weltklassestürmers von Real Madrid nach Hamburg ein paar Tage zu spät.

Der 33-Jährige wird am Montag an der Elbe erwartet, und Bruno Labbadia lag daran, die grassierende Furcht auszuräumen, dass der zuletzt extrem verletzungsanfällige Holländer nur nach Hamburg komme, um, nur eine kurze Autofahrt von der Heimat entfernt, noch mal ein paar Euro zu verdienen. Labbadias Menschenkenntnis sagt: "In ihm brennt es noch." Van Nistelrooy habe "eine sensationelle Einstellung", sagte der Trainer. Die Bundesliga ist gespannt.

Der BVB hätte solch einen riskanten Deal aber eher nicht gemacht, denn für den Zusammenhalt des beeindruckend arbeitenden Dortmunder Kollektivs gilt schon die Rückkehr verdienter Helden wie Tamas Hajnal und Sebastian Kehl als bedrohlich. Sollten sie die derzeitige Stimmung in der Gruppe allerdings konservieren können, schickt sich Dortmund ernsthaft an, wieder ein Spitzenklub zu werden.

Mit sechs Akteuren in der Startelf, die 21 Jahre oder jünger sind, spielt der Revierklub einen Fußball, der perfekt zur Stadt passt. Es ist der Fußball des Jürgen Klopp: nicht sehr schön, aber bedingungslos leidenschaftlich und ehrlich. "Wir stehen als Team unheimlich eng zusammen, jeder gibt alles auf dem Platz", sagte Hummels.

Kein Wunder, dass die Helden dieser Mannschaft keine Offensivspieler sind. Gefeiert werden eher Leute wie der Mittelfeldstratege Nuri Sahin (21), der sich seit Monaten in toller Verfassung präsentiert; auch Sven Bender (20) beeindruckt mit seiner Zweikampfstärke und seiner Souveränität. Und natürlich Hummels, den der BVB zunächst von Bayern München ausgeliehen hat; im Sommer ist er für 4,2 Millionen Euro endgültig nach Dortmund gewechselt.

Der Sohn eines Fußballlehrers aus der Jugendabteilung des Rekordmeisters und einer Sportjournalistin verteidigt nicht nur gut, er verfügt auch über eine saubere Spieleröffnung. Nicht zum ersten Mal rückte er in der Schlussphase gegen den HSV nach vorn auf die Sechserposition. Außerdem hat er bereits vier Saisontreffer erzielt.

Zurückhaltend ist Hummels trotzdem: "Wir denken jetzt nicht, wir müssten in die Champions League", sagte er, "wenn wir am Ende Fünfter werden, dann sind wir hier alle zufrieden." Dabei wäre Platz drei längst ein völlig realistisches Ziel.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.