Ein Jahr nach der Flutkatastrophe in Pakistan: Die Spuren bleiben

Brücken, Straßen und Häuser sind in vielen Gebieten Pakistans ein Jahr nach der Flutkatastrophe noch nicht wieder aufgebaut. Und wieder ist Monsunzeit.

Auch in diesem Jahr ist in Pakistan mit Überschwemmungen zu rechnen. Bild: dapd

ISLAMABAD taz | Es war der heftigste Monsunregen in Pakistan seit fast einem Jahrhundert. Die Wassermassen schwollen im vergangenen Juli im Rekordtempo an und rissen alles mit, was ihnen in die Quere kam: Fast 2.000 Pakistaner kamen ums Leben, um die 1,5 Millionen Häuser wurden zerstört. Die Flut schwemmte Straßen, Schulen, Brücken, Wasser- und Stromversorgung davon. Über elf Millionen Menschen mussten vor den Überschwemmungen fliehen. Insgesamt waren über 20 Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen. "Die Welt hat noch nie so ein Unglück gesehen", erklärte UN-Chef Ban Ki Moon damals auf einem Besuch im Krisengebiet.

Inzwischen sind die meisten Flutopfer wieder in ihre Dörfer und Städte zurückgekehrt. Diejenigen, die nichts haben, wohin sie zurückkehren können, leben immer noch in den Zeltlagern, die nach der Flut aufgebaut wurden, auch wenn Hilfsorganisationen und andere Institutionen schon lange nicht mehr für die Menschen dort sorgen. Und diejenigen Flüchtlinge, die wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind, fürchten eine neue Katastrophe.

Inzwischen hat die Regenzeit in Pakistan wieder begonnen, doch viele Deiche und Schutzdämme sind noch nicht wieder hergestellt. Es fehlt an Straßen, Brücken und anderer wichtiger Infrastruktur. Das Internationale Rote Kreuz schätzt, dass immer noch 12 Millionen Menschen von den Nachwirkungen der Jahrhundertflut betroffen sind.

Flutwarnungen für Juli und August

Die pakistanische Regierung und die Vereinten Nationen haben bereits eine Flutwarnung erlassen. Heftige Regenfälle werden den gesamten Juli und August über in Pakistan erwartet. In einigen Gebieten in der Punjab-Provinz im Osten des Landes sind bereits Dörfer und Siedlungen evakuiert worden. Um die Stadt Rahim Yar Khan etwa sind 93 größere Verkehrsstraßen immer noch nicht wieder hergestellt worden. Reparaturarbeiten an einem zerstörten Deich dauern an, wie pakistanische Zeitungen berichteten.

Millionen Hektar Land in der Gegend waren im vergangenen Jahr überflutet worden, nachdem reiche Feudalherren in der Region von Kashmore die Wassermassen umgeleitet hatten, um ihre Güter vor Verwüstung zu bewahren. Die Situation in anderen von der Flut betroffenen Gebieten ist ähnlich.

Eine Wiederholung der Katastrophe vom vergangen Jahr ist nicht zu befürchten. Das pakistanische Meteorologische Institut hat 10 Prozent weniger Niederschlag angekündigt, als gewöhnlich in der Regenzeit fällt. "Wir gehen nicht von einer landesweiten Flut aus, sondern von einigen örtlichen Überschwemmungen", erklärte Pakistans Chefmeteorologe Arif Mehmud jüngst. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden in diesem Jahr um die 2,7 Millionen Menschen von Hochwasser in der Monsunsaison betroffen sein. Das ist wenig im Vergleich zum letzten Jahr.

Doch die Folgen der Katastrophe des vergangenen Sommers sind weiter spürbar. "Die Flut 2010 hat einen schwerwiegenden Effekt auf das Leben der Menschen, ihre Unterkunft und ihren Besitz gehabt", heißt es in einem Bericht der pakistanischen Regierung. Die Flut habe etwa 2 Prozent des Jahreswachstums der pakistanischen Wirtschaft zunichtegemacht und einen massiven Schaden von 10 Milliarden Dollar bei der Infrastruktur angerichtet. Und die Vereinten Nationen warnen, dass immer noch "massive Anstrengungen" nötig seien, damit die Betroffenen nicht erneut der Gefahr einer Flutkatastrophe ausgesetzt seien.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.