Erbeben in der Türkei: Verzweifelte Suche nach Überlebenden

Das schwere Erdbeben im Osten der Türkei hat viele Todesopfer gefordert. Bisher wurden 217 Menschen tot aus den eingestürzten Häusern geborgen.

Helfer bergen einen Überlebenden aus Trümmern in Van. Bild: dpa

ISTANBUL dpa | Einen Tag nach dem schweren Erdbeben im Osten der Türkei hat die Regierung die Suche nach Toten und Überlebenden in den Trümmern eingestürzter Häuser verstärkt. In das Krisengebiet in der Provinz Van wurden nach Regierungsangaben mehr als 1.200 Helfer geschickt. Auch Einheiten der Armee sind im Einsatz. Nach dem Beben der Stärke 7,2 wurden bisher 217 Tote geborgen. Mehr als 1.000 Menschen sind verletzt. Zahlreiche Häuser sind eingestürzt.

Die Stadt Ercis sei die Kommune mit den schlimmsten Schäden, sagte der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan am frühen Montag in der Provinzhauptstadt Van vor Fernsehkameras weiter. Er versprach einen verstärkten Hilfseinsatz der Armee. "Wir werden keinen Bürger in der Kälte lassen", sagte Erdogan. In Van seien etwa 200 Häftlinge aus einem Gefängnis entkommen, nachdem eine Mauer bei dem Beben einstürzte. Rund 50 Gefangene seien zurückgekehrt, nachdem sie sich überzeugt hätten, dass es ihren Familie gut gehe.

Nach dem Beben der Stärke 7,2 in der Provinz Van erwartete die Istanbuler Erdbebenwarte Kandilli insgesamt mehr als 1.000 Todesopfer. Deutschland und andere Staaten boten Hilfe bei den Rettungsarbeiten an.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach der türkischen Regierung ihre Anteilnahme aus. "Mit Erschütterung habe ich von dem schweren Erdbeben in Ihrem Land erfahren, das so viele Menschen das Leben gekostet hat", schrieb Merkel am Sonntag in einem Beileidstelegramm an Erdogan.

"Deutschland steht der Türkei in dieser schweren Stunde bei", sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) am Sonntag in Berlin. Westerwelle sprach der türkischen Regierung, dem türkischen Volk und den Menschen in der betroffenen Region "aufrichtige Anteilnahme" aus. Für schnelle und unbürokratische Hilfe sprachen sich auch die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir aus.

Schwere Technik aus Russland

Auch Russland bot Hilfe an. Moskau könne innerhalb kurzer Zeit Rettungskräfte mit Suchhunden und schwerer Technik sowie ein mobiles Feldlazarett in die Krisenregion bringen, sagte Präsident Dmitri Medwedew am Sonntag nach Angaben des Kreml in Moskau.

Er habe das Zivilschutzministerium beauftragt, zwei Transportmaschinen vom Typ Iljuschin Il-76 abflugbereit zu machen. Sollte Ankara das Angebot annehmen, könne Moskau zusätzlich Psychologen in das Katastrophengebiet bringen, sagte Medwedew. Der Staatschef sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.

Anwohner gruben am Sonntag mit Schaufeln und Händen nach Überlebenden. Der Krisenstab der Regierung erklärte, aus dem ganzen Land würden 500 Rettungshelfer und Notärzte in die Provinz Van geflogen. TV-Sender zeigten Bilder von Menschen, die in Panik auf die Straßen gerannt waren. Auf Bildern von Überwachungskameras waren Bürogebäude zu sehen, in denen Möbel übereinander stürzten. Es gab mehrere Nachbeben.

Die Türkei wird immer wieder von heftigen Erdbeben heimgesucht. In der Provinz Van gab es 1976 ein Erdbeben mit fast 4.000 Toten. Das Land lebt in ständiger Angst vor neuen Erdstößen durch die Reibung tektonischer Platten in der Erdkruste. Rund 92 Prozent des Landes liegen auf Erdbebengürteln. Etwa 95 Prozent der Türken leben auf unsicherem Grund, auf dem auch 98 Prozent der Industrieanlagen sowie die wichtigsten Staudämme und Kraftwerke stehen.

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