Erneuter Terroranschlag in Frankreich: Deutscher Bürger in Paris erstochen

Nach einem wohl islamistisch motivierten Attentat wächst die Sorge um die Sicherheit bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in Paris.

Ein Mann steht auf dem Bürgersteig und blickt auf einen dunklen Fleck auf dem Boden

Blut auf dem Asphalt: Ein Passant betrachtet die Stelle des Angriffs Foto: Christophe Ena/ap

PARIS taz | Ganz in der Nähe des Eiffelturms ist ein deutscher Tourist am Samstagabend von einem mutmaßlichen Islamisten erstochen worden. Die Lebensgefährtin des 24-Jährigen sei vermutlich durch das Eingreifen eines Taxifahrers unverletzt geblieben, berichtete Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin. Der 26-jährige Angreifer Armand R. verletzte außerdem zwei Passanten leicht mit einem Hammer, bevor er von der Polizei festgenommen wurde.

Der Franzose, dessen Familie ursprünglich aus dem Iran stammt, saß wegen Anschlagsplänen auf das Pariser Geschäftsviertel La Defense bereits vier Jahre in Haft. Nach seiner Haftentlassung 2020 stand er weiterhin unter juristischer Aufsicht.

Bei dem Todesopfer handelt es sich um einen deutschen Krankenpfleger, der auf den Philippinen geboren wurde. „Überall war Blut“, berichtete der Notfallmediziner Patrick Pelloux, der zufällig am Tatort war und erste Hilfe leistete, im Fernsehsender BFM. „Er hat den Kopf und den Rücken getroffen. Er wusste, wo er zustechen musste.“ Die Freundin des Opfers erlitt einen Schock. Das Paar sei offenbar mit Freunden nach Paris gekommen, um einen Geburtstag zu feiern, sagte Pelloux. Der Quai Grenelle, wo sich der Angriff ereignete, ist abends ein beliebter Foto-Spot, um den beleuchteten Eiffelturm zu fotografieren.

Nach seiner Attacke wechselte der Attentäter auf die andere Seite der Seine und ging mit dem Hammer auf einen 60-jährigen Franzosen und einen 66-jährigen britischen Touristen los, bevor ihn eine Polizeipatrouille mit einem Taser außer Gefecht setzte. Er soll mit Sprengstoff gedroht haben, den er unter seinem Mantel versteckt habe. Die Staatsanwaltschaft ermittelt werden Mordes und versuchten Mordes im Zusammenhang mit einer terroristischen Vereinigung.

Angreifer begründete mit „dass Muslime sterben“ die Tat

Der mutmaßliche Täter saß wegen Anschlagsplänen bereits vier Jahre in Haft

Der Mann habe nach seiner Festnahme angegeben, dass er es nicht mehr ertragen könne, „dass Muslime sterben, in Afghanistan ebenso wie in Palästina“, so Darmanin. Frankreich habe er vorgeworfen, im Konflikt zwischen Israel und der Hamas Komplize Israels zu sein. Polizeiangaben zufolge soll der Attentäter „Allahu Akbar“ gerufen haben, als er zustach. Vor seiner Tat soll er ein Video gedreht haben, in dem er der Terrororganisation „Islamischer Staat“ die Treue geschworen haben soll. Er soll laut BFM außerdem Kontakt zu einem der beiden islamistischen Attentäter gehabt haben, die den Priester Jacques Hamel 2016 während einer Messe ermordeten. Armand R. war laut Darmanin außerdem in psychiatrischer Behandlung.

„Ich spreche der Familie des deutschen Staatsbürgers, der bei dem terroristischen Angriff in Paris gestorben ist, mein Beileid aus“, schrieb Präsident Emmanuel Macron im sozialen Netzwerk X. „Hass und Terror haben in Europa keinen Platz“, reagierte Außenministerin Annalena Baerbock. Erst vor wenigen Wochen war bei einem Messerangriff auf eine Schule im nordfranzösischen Arras ein Lehrer getötet worden, der Angreifer soll ebenfalls aus islamistischen Motiven gehandelt haben.

Das Attentat mitten in Paris ließ Sorgen um die Sicherheit der Olympischen Spiele laut werden, die am 26. Juli 2024 in der französischen Hauptstadt eröffnet werden. „Es gibt eine gewisse Zahl von Risiken“, warnte der Vizepräsident der Pariser Großregion Île de France, Frédéric Péchenard. Bei weiteren Terrorattacken müsse über einen „Plan B“ für die Eröffnungszeremonie nachgedacht werden, die erstmals nicht im Stadion, sondern auf der Seine stattfinden soll.

Seit dem Angriff in Arras gilt in Frankreich ohnehin die höchste Alarmstufe.

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