Europol-Bericht zu Bandenkriminalität: 821 Netzwerke bedrohen die EU

Das Europäische Polizeiamt legt erstmals einen Bericht zum Organisierten Verbrechen vor. Die Kriminalität habe auch Auswirkungen auf das Leben gewöhnlicher EU-Bürger.

Die Exekutivdirektorin von Europol, Catherine De Bolle, spricht auf einer Medienkonferenz zur Vorstellung der Ergebnisse des Europol-Berichts über die bedrohlichsten kriminellen Netzwerke in der Europäischen Union

Europol-Chefin Catherine De Bolle Foto: Virginia Mayo/ap

BRÜSSEL/DEN HAAG dpa | 821 schwerkriminelle Netzwerke bedrohen nach einem Bericht von Europol die EU. Diese professionellen Banden hätten mehr als 25.000 Mitglieder, geht aus dem am Freitag in Den Haag vorgelegten Bericht zum organisierten Verbrechen vor. Zum ersten Mal wurden diese Netzwerke identifiziert und analysiert auf der Grundlage von Daten aus allen EU-Mitgliedsstaaten. „Das schwere und organisierte Verbrechen ist allgegenwärtig und stellt weiterhin eine große Bedrohung der inneren Sicherheit der Europäischen Union dar.“

In dem Bericht geht es nur um die bedrohlichsten Netzwerke und ihre Arbeitsweise. Es seien hochprofessionelle und international operierende Organisationen. Sie seien flexibel, kontrollierend und zerstörerisch. „Sie operieren nicht in einer isolierten kriminellen Unterwelt“, heißt es in dem Bericht, „sondern haben direkte Einwirkung auf das Leben der EU-Bürger.“ Als ein Beispiel nennt der Bericht die mächtigen 'Ndrangheta-Familien in Italien. Profite aus Drogen- und Waffenhandel würden in ganz Europa investiert in Immobilien, Supermärkte oder Hotels.

Das Hauptgeschäft der Banden ist der Analyse zufolge der Drogenhandel. Jedes zweite Netzwerk ist darin verwickelt, vorwiegend geht es um Kokain, aber auch um synthetische Drogen und Cannabis. Weitere Verbrechen sind Betrug, Einbrüche und Diebstahl, Menschenhandel sowie Schmuggel von Migranten.

Die größte Bedrohung liegt Europol zufolge in der Infiltrierung der legalen Geschäftswelt – Ziele sind dabei die Erleichterung und Verdeckung der Verbrechen sowie das Waschen der Profite. 86 Prozent der Netzwerke nutzten legale Geschäftsstrukturen, eine große Mehrheit arbeite mit Korruption und Gewalt.

Die Analyse soll dabei helfen, das organisierte Verbrechen gezielter anzugehen, sagte Europol-Chefin Catherine De Bolle: „Verbrecher gedeihen bei der Geheimhaltung, aber wir ändern das.“

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