Export wohl fast auf Vorkriegsniveau: Wieder viel Getreide aus Ukraine

Die Ukraine liefert wohl wieder so viel Getreide wie vor dem Krieg. Entwicklungsorganisationen hoffen nun, dass Preise und Hungergefahr sinken.

Zwei Personen betrachten ein Frachtschiff auf dem Meer.

Der ukrainische Export kommt in Gang: Ein Frachtschiff mit Getreide verlässt den Hafen von Odessa Foto: Pavlo Gonchar/Zuma Press/imago

BERLIN taz | Die Ukraine dürfte bis Ende August fast so viel Getreide exportieren wie in einem durchschnittlichen Monat vor dem russischen Angriff. Dank „intensiver internationaler Zusammenarbeit“ sei das Land auf dem Weg, 4 Millionen Tonnen Agrarprodukte auszuführen, sagte ein hoher Beamter des US-Außenministeriums am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Entwicklungsorganisationen hoffen, dass nun die internationalen Getreidepreise und damit das Hungerrisiko im Globalen Süden weiter sinken.

Vor Kriegsbeginn am 24. Februar hatte die Ukraine als einer der größten Exporteure von Weizen, Mais, Gerste und Sonnenblumenöl monatlich rund 5 Millionen Tonnen Getreide geliefert. Nach Start der russischen Invasion waren die Ausfuhren eingebrochen. Der Weizenpreis schoss um rund 60 Prozent nach oben.

Ende Juli hatten die Ukraine und Russland unter Vermittlung der Türkei und der UNO Abkommen zur Ausfuhr von in ukrainischen Häfen blockiertem Getreide unterzeichnet. Laut dem Vertreter des US-Außenministeriums gelang infolge der Getreideabkommen in den vergangenen Wochen die Ausfuhr von mehr als 720.000 Tonnen Getreide auf 33 Schiffen.

Erheblich wichtiger waren dem US-Beamten zufolge aber von der EU organisierte Ausfuhren über alternative Routen. Über Flüsse, Eisenbahnstrecken und Straßen seien monatlich zwischen 2,5 und 3 Millionen Tonnen ukrainischer Agrarprodukte in die EU und auf den restlichen Weltmarkt gelangt. Die EU hatte zusätzliche Lastwagen organisiert und Hürden für den Transport per Eisenbahn abgebaut.

Weizenpreis steigt zunächst

WelternährungsexpertInnen begrüßten, dass die Ukraine wieder fast so viel Getreide liefern könnte wie vor dem Krieg. „Das dürfte den Spekulationszirkus auf den Weizenterminmärkten weiter dämpfen“, sagte Francisco Marí vom evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt am Mittwoch der taz. „Es ist ein positives Zeichen, dass es den vielen Beteiligten gelingt, alle Wege und Optionen dafür auszuschöpfen und nicht nur auf Schiffstransporte zu setzen“, so Simone Pott, Sprecherin der Welthungerhilfe.

Allerdings stieg der Weizenpreis an der Pariser Terminbörse Matif am Mittwoch um rund 0,5 Prozent auf etwa 334 Euro pro Tonne. „Das hängt mit dem schwachen Euro zusammen, der europäische Agrargüter an den Weltmärkten attraktiver werden lässt“, erläuterte Michael Thorn-Vosding, Analyst des Börsenmaklers Kaack Terminhandel. Schon vorher ist der Weizenpreis von seinem Rekord Mitte Mai bei ungefähr 438 Euro stark gefallen, auch wenn er noch von seinem Vorkriegsniveau bei rund 290 Euro weit entfernt ist. Er könnte weiter zurückgehen, sobald amtliche Zahlen der Ukrai­ne die US-Prognose bestätigen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.