FACEBOOK-PARTY: Aus Fehlern nicht lernen

Die Einladung des CDU-Bezirksverbands West zu einem Stadtspaziergang hat im sozialen Netzwerk schon jede Menge Zusagen - von ein paar CDUlern und sehr vielen Autonomen.

In Wuppertal ist eine Facebook-Party völlig entgleist. Kann auch in Bremen passieren. Bild: dpa

"Koksnase Baader" und "Kolja Van Dalismus" haben bereits zugesagt. Der eine mag gern Krawall-Fotos, der andere kommt angeblich von der Rütli-Schule und hat neben Helmut Kohl auch Bomber-Kommandeur Sir Arthur Harris zum Vorbild. Mit ihnen gaben bis gestern bereits über 160 Facebook-NutzerInnen an, am 7. August bei einem Stadtspaziergang der CDU in der Überseestadt vorbeizuschauen. Stündlich werden es mehr. Von über 750 Nutzer stehen die Antworten noch aus.

Bereits seit einigen Tagen kursiert die Ankündigung im sozialen Netzwerk. Das schafft Übersicht: Die Antifa "Aktionsgruppe West" hat abgesagt, auch CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Luise-Katharina Häsler wird nicht dabei sein, noch nicht sicher sind sich die Verbände der Jungen Union aus Verden und Rotenburg. Wo Rita Mohr-Lüllmann (CDU) an dem Tag sein wird, ist nicht klar, denn wie die "Antifaschistische Aktion Hannover" hat sie auf die Einladung noch nicht geantwortet. Auf den gemeinsamen Rundgang freuen können sich aber jetzt schon der Bremer FDP-Sprecher Nicolas Scheidtweiler, der Anarchist "Hubschrau Bär", die linke Jugendgruppe "A Gauche", Ex-Beverly-Hills-Cop "Axl Foley" und die beiden Einladenden: Nils Janßen, von der CDU-Gröpelingen und Malte Engelmann, Vorsitzender des Metropolverbandes der Jungen Union.

In ihrem Namen wurde der Spaziergang vom Facebook-Account der "CDU Westen" als öffentliche Veranstaltung eingestellt. Sie "hoffen auf zahlreiches Erscheinen" steht dort für alle sichtbar und dass man nach den Stadtspaziergang im "El Mundo" einkehren wolle. Das Restaurant aber bietet nur Platz für Gruppen bis zu 70 Personen.

Freizügige Einladungen in sozialen Netzwerken sorgten in jüngster Zeit für bösen Überraschungen: etwa für die 16-Jährigen "Thessa", zu deren Party in Hamburg 1.200 ungebetene Gäste kamen und die mit verwüsteten Vorgärten und elf Festnahmen endete. Oder kürzlich für den CDU-Ortsverband Hasloh im Kreis Pinneberg, der sein Sommerfest absagen musste, weil 2.700 "Freunde" mitfeiern wollten. Das freilich war eine Reaktion auf Äußerungen von Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU), ausufernde "Facebook-Partys" zu verbieten. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) forderte gar einen "Internet-Führerschein".

Wohl deshalb wurde auch das Bremer Event unter Linken zu einem Geheimtipp. "Der Spaziergang selbst interessiert mich nicht", so einer der zusagenden Nutzer. "Ich bin wütend über den CDU-Populismus." Die Einladung hat er online erhalten und gleich weiterverbreitet. Von 30 weiteren Linksradikalen weiß er, dass sie kommen wollen.

Auch der Architekt Daniel Schnier hat die digitale Einladung angenommen. Er ist von der "ZwischenZeitZentrale" und wolle kritische Frage stellen:"Ich bin für ein Recht auf Stadt für alle", so Schnier. In der Überseestadt aber seien nur "teure Sahnestücke". Vor ein paar Tagen sei die Kommentar-Funktion online abgeschaltet worden. Ein solcher Umgang mit Kritik ärgert den Architekten.

Jung-Unionist Malte Engelmann organisiert den Rundgang und erklärte, man habe die Verantwortung für den Inhalt der Kommentare nicht mehr übernehmen können. Sorgen, dass die Veranstaltung aus den Rudern laufe, macht er sich keine: "Es ist ein symbolischer Protest." Viele der Nutzer kämen nicht aus Bremen, so Engelmann. Die Kritik an einem Verbot von "Facebook-Partys" hält er sogar für berechtigt, er sei selbst sehr "netzaffin". Solange es keine Chaoten seien, freue sich Engelmann auch über linke Spaziergangs-Teilnehmer: "Wir sind eine offene Partei."

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