Familientragödie im Kreis Plön: Mutter für schuldunfähig erklärt

Nach dem Auffinden von fünf toten Jungen in Schleswig-Holstein hat die 31-jährige Mutter die Tat gestanden. Sie wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

In diesem Haus in Darry fand die Polizei fünf Kinderleichen Bild: rtr

DARRY dpa/afp/ap/taz Die 31-jährige Mutter, die ihre fünf Söhne getötet haben soll, ist vorläufig in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Oberstaatsanwalt Uwe Wick sagte am Donnerstag in Kiel, sein Amt gehe von einer "vollständigen Schuldunfähigkeit" der offenbar psychisch kranken Frau aus.

Am Mittwoch waren in dem Dorf Darry (Kreis Plön) die fünf Leichen der drei bis neun Jahre alten Jungen im Einfamilienhaus der Familie gefunden worden. Die Mutter hatte am Mittwoch die Tat in der psychiatrischen Klinik Neustadt im Gespräch mit einem Arzt selbst gemeldet. Sie habe angegeben, ihre Kinder umgebracht zu haben, berichtete der Leiter der Kieler Mordkommission, Stefan Winkler. Die vom Arzt informierte Polizei fand die betäubten und erstickten Kinder dann im Haus der Familie.

Der Soziale Dienst des Kreises Plön hatte sich bereits seit August um die Familie gekümmert. Bei einem Hausbesuch habe es "deutliche Hinweise auf eine psychiatrische Erkrankung" gegeben, teilte der Kreis am Donnerstag mit. Den Hinweis habe einer der beiden Väter der Kinder gegeben.

Bereits im August habe sich der Mann an den sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises gewandt und von religiösen Fantasien der Mutter berichtet. Es sei aber keine akute Gefahr festgestellt worden. Der Vater habe bis einen Tag vor der Tat in dem Haus in Darry gelebt.

Nach dem am Donnerstag vorgelegten vorläufigen Obduktionsergebnis sind die Jungen vermutlich erstickt. Es sei auch nicht auszuschließen, dass sie zuvor Schlafmittel bekommen hätten, hieß es. Die Mutter hatte den Angaben zufolge selbst angegeben, ihnen die Mittel gegeben zu haben.

Nach Angaben von Nachbarn lebte die Mutter mit den Kindern sehr zurückgezogen. Sie war erst vor drei Monaten nach Darry gezogen.

Die fünf Kinder gehörten zu zwei Vätern, wobei der Vater der drei jüngsten Kinder aus den USA stammen soll. Zwei Kinder sollen unter leichten Behinderungen gelitten haben. Im Gespräch mit Reportern wiesen Anwohner Medienberichte zurück, die Kinder seien verwahrlost gewesen.

Nur wenige Stunden vor der Entdeckung der Tat in Darry war im sächsischen Plauen das dritte tote Baby einer 28-Jährigen gefunden worden. Die Frau hatte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Chemnitz ihre drei Töchter jeweils kurz nach der Geburt getötet und die Leichen jahrelang versteckt. Laut den Ergebnissen der gerichtsmedizinischen Untersuchungen waren die drei toten Babys nach der Geburt lebensfähig. Allerdings hätten die Obduktionen auch keinen Hinweis auf die Todesursachen ergeben. Wegen des Zustandes der Leichen könne nicht mehr gesagt werden, ob die Mädchen eines natürlichen Todes gestorben sind oder getötet wurden. Die Mutter behauptet, die Babys seien "plötzlich tot" gewesen, was von der Polizei bezweifelt wird.

Die Mädchen wurden nach Angaben der Ermittler bereits im Februar 2002, im Januar 2004 und im September 2005 geboren.

Nach einer Chronik der Agentur AP wurden in den vergangenen acht Jahren insgesamt 46 Kinder registriert, die von ihren Müttern kurz nach der Geburt oder später getötet wurden oder - mitunter von beiden Eltern - so stark vernachlässigt wurden, dass sie an den Folgen der Misshandlung starben. In 6 Fällen wurden die Leichen in Tiefkühltruhen beziehungsweise dem Eisschrank versteckt.

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