Filme als Meme: Die Atombombe und Barbie

Die zeitgleichen Kinostarts der konträren Filme „Barbie“ und „Oppenheimer“ sind für Filmfans zum Meme geworden. Und machen den Kinobesuch zum Event.

Filmstill

Pretty in Pink: „Barbie“ Foto: Warner

Endlich gibt es nach der pandemiebedingten Durststrecke wieder mehr Gründe ins Kino zu gehen. Ein Banger nach dem anderen steht uns bevor: „Barbie“, „Oppenheimer“, „Killers of the Flowermoon“ und ein paar Indiefilme, die wir uns ansehen können. Kino ist schweineteuer geworden. Wer es sich leisten kann, hat meist auch ein schönes Erlebnis, wenn die anderen Zu­schaue­r*in­nen nicht an den falschen Stellen lachen oder zu laut mit dem Popcorn rascheln. Wir alle haben es uns verdient in andere Welten zu flüchten, die uns ablenken von der Dystopie, die unsere reale Welt oft ist und manche Filme eignen sich sehr gut dazu.

In den vergangenen Monaten ist Film-Social-Media wegen der zeitgleichen Kinostarts der Filme „Barbie“ (Regie: Greta Gerwig) und „Oppenheimer“ (Regie: Christopher Nolan) ausgerastet. Es gibt unzählige Memes, die ihren Höhepunkt darin finden, wenn die Schau­spie­le­r*in­nen sich offline und in echt auf den jeweils anderen Film beziehen. Zum Beispiel als zuletzt der Hauptdarsteller Cillian Murphy aus Nolans eher düsterem Film über den sogenannten Vater der Atombombe, Robert Oppenheimer, erzählte, dass er sich auf den Barbie-Film freue.

Barbenheimer oder Oppenbarbie nennt sich das Phänomen, das die beiden kon­trastreichen Filme meist lustig gegenüberstellt. Kinofans überlegen sich, welchen der beiden Filme sie zuerst schauen wollen. Für beide Reihenfolgen gibt es gute Argumente: Zuerst Oppenheimer, um danach den Schmerz der Welt mit einem Schnaps runterzuspülen und dann etwas Fröhliches zu schauen und vielleicht noch einen netten Abend zu haben. Oder eben andersrum, zuerst Barbie, dann Oppenheimer, um sich, gegen Ende des Pride-Monats, in einer melancholischen oder depressiven Gefühlslage suhlen und die Misere der Welt auf sich beziehen zu können. Denn natürlich hat es niemand so schwer wie man selbst.

Die Kehrseite des Barbie-Hypes

Beide Filme geben es her, aus dem Kinobesuch ein Event zu machen, das man herbeisehnt. Mit Bedacht kann man sich entsprechende Outfits zusammenstellen und sich nach dem Film über die jeweiligen Sujets, Krieg (schlecht), Feminismus (gut), zerbrechliche Männlichkeit (gut), Skinny-Mode (schlecht), emanzipatorische rosa Barbie-Welt (yeah) und Atombomben (schlecht) austauschen.

Doch ist wirklich alles schillernd rosa, was wie eine Bombe einschlägt? Der große Gewinner des Barbie-Hypes ist der Auftraggeber Mattel, nach Lego der weltweit umsatzstärkste Spielzeughersteller mit angeblich 14 weiteren Filmprojekten in der Pipeline, wenn „Barbie“ wirklich laufen sollte. Wer so erfolgreich ist, beutet andere aus.

Mattel lässt seine Puppen unter menschenunwürdigen Umständen unter anderem in China produzieren. Die Kenntnis darüber wirft die Frage auf, ob ethischer Konsum im Kapitalismus möglich ist. Wenn wir uns gegen die Ausbeutung von Ar­bei­te­r*in­nen aussprechen, können wir „Barbie“ ohne schlechtes Gewissen gucken. Mein Outfit steht.

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