Fischschutz in Deutschland: Flossen auf der Stufe

Die verbauten Flüsse in Deutschland sollen für Fische wieder durchlässig werden. Die Bundesregierung gibt jährlich 70 Millionen Euro für Fischtreppen aus.

Die Fischtreppe in Steyerberg (Landkreis Nienburg/Niedersachsen). Bild: dpa

BERLIN taz | Fische wollen in Flüssen frei schwimmen können - von der Quelle bis zur Mündung. Die großen Flüsse in Deutschland sind aber meist verbaut, und die Fische werden an Wehren und Staustufen aufgehalten. Sie stellen für die Tiere ein unüberwindbares Hindernis da. Abhilfe können moderne Fischtreppen schaffen - aber die sind teuer.

Rund 70 Millionen Euro pro Jahr will das Bundesverkehrsministerium in den nächsten Jahren verbauen, um Deutschlands Bundeswasserstraßen wieder für Fische durchgängig zu machen. Insgesamt sollen 250 Staustufen mit Fischwechselanlagen ausgestattet werden, 46 Baumaßnahmen werden noch vor 2015 gestartet. Das kündigte Verkehrsstaatssekretär Klaus-Dieter Scheurle am Freitag in Berlin an.

"Unsere Wasserstraßen sind nicht nur Verkehrswege, sondern Teil der Kulturlandschaft und Lebensraum für Fische", sagte Scheurle. Allerdings lasse sich die Wiederherstellung der Durchlässigkeit der Flüsse nicht von heute auf morgen erreichen. "Das ist ein auf Jahrzehnte angelegtes Projekt auf Basis der europäischen Wasserrahmenrichtlinie."

Investitionen in Bundeswasserstrassen

Der Bund werde nun etwa 8 Prozent der jährlichen Investitionen in Bundeswasserstraßen für Fischtreppen ausgeben. Insgesamt werde es wohl 20 bis 30 Jahre dauern, bis alle Bundeswasserstraßen durchlässig seien. Wie groß die Aufgabe ist, lässt sich daran ermessen: Neben den Bundeswasserstraßen gibt es noch unzählige Fließgewässer in Landes- oder kommunaler Verantwortung.

Fischtreppen können alle Fischarten gebrauchen, vor allem aber Wanderfische wie Lachse und Aale. Lachse leben im Meer und steigen zum Laichen in die Flüsse und Bäche auf, in denen sie geboren wurden. Aale dagegen wachsen im Meer heran und wandern als Jungtiere die Flüsse stromaufwärts. Als erwachsene Tiere wandern sie wieder ins Meer, um sich dort fortzupflanzen. Auch andere Fische - wie die Barbe - wandern, wenn auch über kürzere Strecken.

Moderne Fischtreppen sind von Biologen und Ingenieuren ausgetüftelte Bauwerke, die mehrere Anforderungen erfüllen: Sie müssen von allen Fischen leicht gefunden, problemlos erklommen und zügig durchschwommen werden können. Da ein Aufstieg auch für Fische anstrengend ist, brauchen die Tiere auch Ruhezonen, um Kraft zu tanken.

Kein Allheilmittel

Je nach Art und Größe kostet eine Fischaufstiegsanlage zwischen einer und acht Millionen Euro. Besondere Bauwerke sind noch teurer, die Anlage in Geesthacht an der Elbe östlich von Hamburg kostete 24 Millionen Euro. Der Bund für Umwelt und Naturschutz sieht in den Fischtreppen allerdings kein Allheilmittel. Meist würden sie nur wenigen Arten helfen, so Verbandssprecherin Almut Gaude.

"An Flüssen, an denen sich die Schifffahrt nicht mehr lohnt, wäre es besser, die Staustufen abzubauen, als Fischwechselanlagen zu errichten." Zudem sei es wichtig, die Flüsse nicht nur für Fische durchlässig zu machen, sondern auch für Geschiebe, also Sand und Kies.

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